Was ist Genever?
Genever (manchmal auch "Jenever" geschrieben) ist ein Wacholderschnaps, der nach einer traditionellen Rezeptur in den Niederlanden bzw. in Belgien hergestellt wird. Dort sind vor allem die Städte Schiedam (Niederlande) und Hasselt (Belgien) bekannte Herkunftsorte dieser Spirituose, aus der sich, wie bereits erwähnt, der heute so beliebte Gin entwickelt hat. Der Alkoholgehalt beträgt mindestens 35 % Vol. und nur Produkte aus den Niederlanden und Belgien sowie aus einigen kleineren Regionen in Deutschland und Frankreich dürfen den Namen "Genever" führen. Ebenso entscheidend ist aber, dass Wacholder mit von der Partie ist.
Der Name "Genever" verweist auf die Pflanze, die für diese Spirituose von zentraler Bedeutung ist: Das niederländische "Jeneverbes" bzw. französische "Genévrier" steht für den Wacholder, einen immergrünen, langsam wachsenden Strauch oder Baum, der zur Familie der Zypressengewächse gehört und fast ausschließlich auf der Nordhalbkugel anzutreffen ist. Seit rund 3 500 Jahren wird die Pflanze in der Heilkunst und als Gewürz eingesetzt, wofür hauptsächlich die in den Nadeln und Beeren vorkommenden ätherischen Öle, Terpene und Flavonoide verantwortlich sind. Die arzneiliche und medizinische Verwendung ist vielfältig und umfasst unter anderem den Einsatz bei Verdauungsbeschwerden, als harntreibendes Diuretikum sowie äußerlich in der Rheuma- und Gicht-Therapie. Aktuell deuten Studien darauf hin, dass vom Wacholder auch eine gewisse antitumorale Wirkung ausgehen könnte.
Geschichte von Genever
Der Ursprung von Genever ist nicht ganz klar; sicher belegen lässt sich allerdings, dass es bereits zum Ende des 16. Jahrhunderts ein beliebtes Gesellschaftsgetränk gleichen Namens gab. Insofern ist mehr als fraglich, dass Genever, wie manche Quellen wohl irrtümlich behaupten, erst im 17. Jahrhundert von dem holländischen Arzt und Naturwissenschaftler Franciscus Sylvius "erfunden" wurde, der dabei wiederum auf ein Jahrhunderte früher entstandenes medizinisches Wacholder-Rezept aus einem Kloster zurückgegriffen haben soll.
Wie werden später noch genauer darauf eingehen, aber im Grunde genommen ist Genever als Getreidebrand entstanden, also als eine Art "unfertiger" Whisky, der direkt mit Wacholder aromatisiert wurde. Dabei handelte es sich quasi um eine Notlösung, – denn der meist minderwertige und daher kaum trinkbare Schnaps musste effektiv "maskiert" werden, wofür sich der aromatische Wacholder geradezu aufdrängte.
Während des Dreißigjährigen Krieges, der Soldaten aus ganz Europa in den unterschiedlichsten Koalitionen miteinander in Kontakt brachte, lernten englische Soldaten in den Niederlanden Genever kennen und sahen in diesem "Zaubertrank" den Grund für den sprichwörtlichen Mut holländischer Kämpfer. In der Folge geschah zweierlei: Der niederländische Name wurde zum leichter auszusprechenden "Gin" verkürzt, während man in England später unter diesem Name eine eigene Genever-Variation erschuf und ihr zur Weltgeltung verhalf.
Damit sind wir an dem Punkt angelangt, an dem es zwingend um den Unterschied zwischen Gin und Genever gehen muss. Sehen wir uns dafür zunächst an, wie Genever hergestellt wird.
Die Herstellung von Genever
Es wird manchen Leser überrascht haben, aber Genever ist, wie bereits erwähnt, im Prinzip nichts anderes als ein Blend vollkommen unterschiedlicher Brände. Am Anfang steht ein Destillat aus Gersten- oder Roggenmalz, dem in seltenen Fällen auch Mais oder Weizen hinzugefügt werden. Und richtig – das Zwischenergebnis ist tatsächlich nichts anderes als ungelagerter Whisky, den man in den Niederlanden "Malzwein" nennt. Manchmal wird auch darauf verwiesen, dass wir es hier ebenso quasi mit einer Maische zu tun haben, die dem Bier nicht unähnlich ist.
Jedenfalls wird zur anschließenden Aromatisierung Wacholder eingesetzt, wenngleich teilweise auch Kümmel, Anis und Koriander zusätzlich Verwendung finden.
Was unterscheidet Gin und Genever?
Um die Unterscheidung nicht unnötig zu verkomplizieren, verzichten wir hier auf eine weitere historische Darstellung und beschränken uns pragmatisch auf den entscheidenden Unterschied, der sich aus dem bereits Gesagten fast schon von selbst ergibt: Während Genever (ursprünglich) ein Getreidebrand ist, eine Art "destilliertes Bier" (sehr salopp ausgedrückt!), das direkt mit Wacholder (und einigen wenigen weiteren Kräutern) versetzt wird, handelt es sich beim Gin um ein (getreidefreies!) Destillat aus Neutralalkohol, das mit Wacholder und einer prinzipiell unendlichen Menge weiterer Kräuter ("Botanicals") gemischt wird.
Dass es sich beim Gin um einen getreidefreien Genever handelt, macht sich natürlich auch im Geschmack bemerkbar: Genever zeigt sich im Aroma meist "voller", wobei das Extra an "Malzwein" auch für zusätzliche Getreidearomen im Abgang verantwortlich ist. Weitere Unterschiede liegen im Bereich von Farbe und Viskosität: Auf der Zunge empfindet man Genever beim Verkosten in der Regel als "weicher". Allerdings verwischen sich diese Unterschiede immer mehr, was uns zu unserem nächsten Thema führt: den Genever-Sorten, von denen wir die drei wichtigsten vorstellen wollen..
Die drei wichtigsten Genever-Sorten
"Young Genever" umfasst sämtliche Genever, die der "jüngeren Sorte" zuzurechnen sind, was im Wesentlichen bedeutet, dass sie mit viel Neutralalkohol vermischt werden. Es ist gesetzlich geregelt, dass höchstens 15 Prozent Malt Wine enthalten sein darf, während nicht mehr als 10 Gramm Zucker pro Liter erlaubt sind. Im Endeffekt erinnert das Ganze geschmacklich dann eher an Vodka als an Dry Gin.
"Old Genever" steht zunächst einmal für jeden "klassischen Genever"; wobei allerdings jeder Genever "Oude" genannt werden darf, der aus mindestens 15 Prozent Malt Wine besteht und nicht mehr als 20 Gramm Zucker pro Liter enthält. Man bekommt eine Spirituose, die geschmacklich dem Whisky näher kommt als dem Vodka.
Als "Corn Wine Genever" schließlich bezeichnet man Produkte, die eher für die hart gesottenen Zeitgenossen geeignet sind, denn hier gilt die "50 + 1"-Regel, weshalb sich nur ein Genever so nennen darf, der mindestens 51 Prozent Malt Wine enthält. Da oft noch eine Lagerung in Eichenfässern hinzukommt, überrascht es nicht, dass man hier eher einen Whisky als einen Old Genever vor sich hat.
Zumindest erwähnen wollen wir, dass sich in den Niederlanden und Flandern auf der Grundlage von Genever verschiedene Genever-Liköre entwickelt haben. In den Niederlanden zählt zudem der Bessenjenever, ein roter Genever, der traditionell mit Johannisbeeren angereichert wird, als echte Spezialität.
Unsere Genever-Empfehlungen
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf zwei Genever, die wir dir gerne empfehlen wollen und die du bei uns im Shop bestellen kannst.
Bols Genever Amsterdam Gin
Der Familienname Bols dürfte im Reich der Spirituosen zu den bekanntesten Namen überhaupt gehören, wobei sich das weltberühmte Unternehmen auf den Amsterdamer Lucas Bols zurückführen lässt, der seit 1575 in seiner Destillerie am Stadtrand mit Gewürzen aus aller Welt verschiedene Spirituosen herstellte, – unter anderem auch den ersten Jenever. Das Unternehmen beherrscht damit seit über 400 Jahren die Kunst des Destillierens, wofür nach wie vor ausschließlich hochwertige natürliche Zutaten wie Kräuter, Gewürze und Früchte zum Einsatz kommen, die nach altbewährten Rezepturen verarbeitet werden, aber trotzdem den modernen Geschmack treffen.
Bei diesem Genever handelt es sich um ein Whisky-ähnliches Destillat, das in den Niederlanden als "Malzbranntwein" bezeichnet wird und für das Roggen, Mais und Weizen sowie natürlich Wacholderbeeren verwendet werden. Die klare Flüssigkeit vermittelt der Nase neben malzigen Getreidenoten Düfte von süßem Wacholder, Geißblatt und Zitrusfrüchten. Was den komplex-fruchtigen Geschmack angeht, dominieren neben Malz wiederum Wacholderbeeren. Abgerundet wird die Erfahrung durch einen lang anhaltenden Abgang.
De Borgen OLD-STYLE GENEVER
Bereits in der vierten Generation stellt die 1888 gegründete Destillerie Hooghoudt, ein traditionell arbeitender Familienbetrieb, seine Produkte wie diesen Old-Style-Genever ausschließlich aus rein natürlichen Inhaltsstoffen her. Zu den vielen Besonderheiten, die diesen Genever auszeichnen, gehört ein Destillationsprozess, der auf Traditionen aus dem 17. und 18. Jahrhundert zurückgeht, an dessen Ende ein Genever mit starkem Malt-Charakter steht. Die einzigartige Kombination aus einem 17-jährigen Malt, Wacholderbeeren, Getreidedestillat sowie einem ungealtertem Malt duftet nach Holz und Anis, abgerundet durch einen Hauch von warmen Gewürzaromen. Im weichen Geschmack mischen sich Gerste und die bereits erwähnten warmen Gewürze mit Anklängen an Wacholderbeeren und Eichenaromen. Um den lang anhaltenden Abgang zu beschreiben, empfand unser Verkoster die Adjektive elegant, holzig und würzig als zutreffend.
"Proost, op onze gezondheid!"