Die Herstellung von Tequila
Was Tequila ist, müssen wir wohl nicht groß erklären: Stichworte wie Zitrone und Salz, Margarita und Tequila Sunrise sollten ausreichen, um dir eine synästhetische Vorstellung der beliebten mexikanischen Spirituose vor Augen, Mund und Nase zu führen. Weniger bekannt ist jedoch, was Tequila im eigentlichen Sinne ausmacht, das heißt, wie und woraus er hergestellt wird. Im Mittelpunkt steht hierbei die Agave. Doch was sind Agaven eigentlich?
Die vor allem in Mittelamerika verbreiteten Agaven gehören nicht – wie häufig fälschlicherweise angenommen – zu den Kakteen, sondern zur Familie der Spargelgewächse. Es handelt sich dabei allerdings um ein besonders entspanntes Spargelgewächs, denn die Agave blüht in ihrem Leben nur ein einziges Mal, wobei die Pflanze sich für die Ausbildung eines Blütenstandes durchaus mehrere Jahrzehnte Zeit lassen kann. So dauert es auch neun Jahre, bis das in der indigenen Nahuatl-Sprache "Mezcal" ("Haus des Mondes") genannte Herzstück geerntet werden kann, das man als Rohstoff für die Tequila Produktion verwendet.
Wie verwandelt man Agaven in Tequila?
Die für die Tequila-Herstellung verwendete Agavenunterart ist die passend benannte Agave tequiliana, die in den mexikanischen Bundesstaaten Sonora, Sinaloa, Jalisco, Michoacán und Oaxaca wächst. Diese oft auch einfach als blaue Agave bezeichnete Pflanze ist neben Wasser die einzige Zutat von Tequila. Eine Ausnahme bildet der als minderwertiger geltende Tequila Mixto, bei dem maximal 49 % Zucker aus anderen Rohstoffen wie Mais verwendet werden darf.
Tequila Mixto soll uns hier jedoch nicht weiter interessieren, denn wir wollen uns in sechs übersichtlichen Schritten nur auf die Herstellung von 100 % Agaven Tequila konzentrieren:
- Die Agavenherzstücke (spanisch: "Piñas") werden 24–36 Stunden lang bei 60–85 °C gegart, wodurch bitterer Saft entfernt wird.
- Nach 48-stündiger Abkühlung werden die Agavenherzen zerkleinert und ausgepresst.
- Das daraus entstandene stark zuckerhaltige Extrakt wird mit Wasser angereichert. Diese Mischung nennt man "Pulpe".
- Die Pulpe wird 96 Stunden lang in großen Bottichen mit natürlicher Hefe vergoren. Bei den äußerst seltenen "echten" Tequilas nutzt man anstelle von Hefe das Bakterium Zymomonas mobilis.
- Der daraus entstandene Most mit ca. 8 Vol.-% wird zweifach destilliert, wodurch der Alkoholgehalt auf bis zu 55 % Vol. ansteigt.
- Nach der abschließenden Dilution (Verdünnung mit Wasser), füllt man die Tequilas schließlich mit 35–50 Volumenprozent Alkohol entweder zur Reifung in Eichenfässer oder direkt verkaufsfertig in Flaschen ab.
Welche verschiedenen Sorten von Agaven Tequila gibt es?
Die gerade angesprochenen Unterschiede bei der Abfüllung führen zu unterschiedlichen Produkten, doch charakterisieren auch weitere Unterscheidungsmerkmale die einzelnen erhältlichen Tequila Sorten. Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten.
Tequila Silber
Der weiße Tequila, auch Tequila Silver oder Tequila Blanco genannt, ist die am weitesten verbreitete Tequila Variante und wird durch seine kristallklare Farbe sowie die unmittelbar nach der Destillation vollzogene Flaschenabfüllung definiert. Wahrscheinlich ist den meisten von uns der Sierra Tequila Silver 38 % mit dem charakteristischen roten Sombrero (der übrigens als Zitronenpresse verwendet werden kann) schon einmal über die Leber gelaufen. Der meistverkaufte Tequila ist jedoch der José Cuervo Especial Silver Tequila 38 %, der den Geschmack eines authentischen Tequila Silber bestens repräsentiert.
Tequila Gold
Der Tequila Gold – auch Tequila Oro – ist meist ein Verschnitt aus Tequila Silber mit einem gereiften Tequila Reposado (oder gelegentlich einem länger gereiften Tequila Añejo). Oft handelt es sich aber auch um einen mit Zuckerkulör golden gefärbten Tequila Blanco. Beim Kauf lohnt sich also der Blick aufs Etikett. Eine gelungene Variante des Tequila Gold ist der direkt aus der Stadt Tequila stammende Camino Real Gold Tequila 40 %.
Tequila Reposado
Kommen wir nun zu den in Eichenfässern gereiften Agaven Tequilas. Der hell-goldene Tequila Reposado lagert mindestens zwei bis maximal 12 Monate und wird dabei vom Eichenholz farblich und geschmacklich beeinflusst. Paradebeispiel für einen Tequila Reposado, der den wild mineralisch-fruchtigen Geschmack eines Tequila Silver mit milden Holzaromen abrundet, ist der Espolón Tequila Reposado 100 % puro Agave 40 %.
Añejo Tequila
Añejo Tequila reift ein bis drei Jahre in Fässern mit einem Maximalvolumen von 600 Litern. Der goldene Farbton verdunkelt sich durch die längere Reifung, während die Aromen milder und komplexer werden ‒ so lassen sich beispielsweise im beliebten 1800 Tequila Reserva AÑEJO 100 % Agave 38 % Noten von Orangenschalen, Toffee und Vanille herausschmecken.
Tequila Extra Añejo
Echte Tequila-Genießer kommen mit mindestens drei Jahre gereiftem Tequila Extra Añejo voll auf ihre Kosten. Die Aromen dieses Ultra-Aged Tequilas sind dabei ebenso vielfältig und großartig wie sein Herkunftsland. Will man geschmacklich ins Land der ewigen Sonne reisen, ist der Sierra Tequila Milenario Extra Añejo 100% de Agave eine ausgezeichnete Wahl.
Mezcal
Mezcal ist eigentlich keine Tequila Sorte, vielmehr handelt es sich bei Tequila um eine Mezcal Sorte. Im Gegensatz zu Tequila darf Mezcal aus dem Fruchtfleisch unterschiedlicher Agavenarten hergestellt werden, weshalb neben der Lagerung (oder deren Fehlen) auch die jeweilige Zusammensetzung der verwendeten Agavenarten über die Aromen und den Geschmack des Endprodukts entscheidet. Als ausgezeichneter Mezcal mit mild-rauchigem, frisch-fruchtigem Agavengeschmack gilt der Hacienda de Chihuahua Sotol Anejo 38 %.
Tequila mit Wurm
Beim legendären Tequila mit Wurm handelt es sich ebenfalls nicht um eine "echte" Tequila Sorte, denn diese dürfen nach mexikanischem Recht keine Fremdstoffe enthalten. Seitdem es in den 1950er-Jahren zu einem Befall der Agavenblätter mit Raupen kam, was einen gewieften mexikanischen Kunststudenten auf eine nachhaltige Marketing Idee brachte, ist in Mezcal Flaschen oft der Wurm drin. Ob es sich nun lediglich um einen Werbe-Gag oder eine raffinierte Geschmacksnuance handelt, findet man am besten selbst heraus, zum Beispiel mit dem Lajita Mezcal Reposado with Agave Worm 40 %. Für Gesprächsstoff beim Verkosten dürfte auf jeden Fall gesorgt sein.
Die Unterschiede zwischen Tequila Gold und Tequila Silber
Tequila Gold ist (man ahnt es) golden, während Tequila Silber silbern schimmert. Beschränken wir uns jedoch nicht nur auf das Äußere, sind die Unterschiede natürlich vielschichtiger, weshalb wir im Folgenden beide Sorten einmal genauer vergleichen wollen. Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale sind:
- Tequila Silver reift nicht, sondern wird direkt nach der Destillation in Flaschen abgefüllt. Tequila Gold hingegen ist meist ein Blend aus Tequila Silber und gereiften Tequilas.
- Bei Tequila Gold kann es sich jedoch auch um Tequila Silber mit Zusätzen wie Zuckerkulör, Eichenholzextrakten, Glycerin und Zuckersirup handeln. Echter Tequila Silver wird im Gegensatz dazu immer zu 100 % aus Agaven hergestellt.
- Bei uns im deutschen Raum (wohlgemerkt aber nicht in Mexiko!) wird Tequila Gold oft als Shot mit Orange und Zimt getrunken, Tequila Silber dagegen begleiten meist Zitrone und Salz.
Wie trinkt man Agaven Tequila?
Mit dem letzten Punkt haben wir endlich elegant auch das Ziel dieses Artikels erreicht – das Tequila-Trinken. Hat man einen Tequila ausgewählt, kann man sich für eine der drei beliebtesten Arten der Tequila-Verkostung entscheiden. Wie man dabei jeweils genau vorgeht, sei hier kurz vorgestellt:
Tequila pur trinken
Wer auf dieselbe Art und Weise Tequila trinken will, wie es seine Erzeuger in Mexiko tun, holt sich einen hochwertigen, gereiften Tequila Reposado oder Añejo ins Haus und genießt ihn pur – und zwar ganz entspannt Schluck für Schluck aus hohen Shot-Gläsern, den sogenannten Caballitos. Will man mit kontrastierenden Geschmacksrichtungen das mexikanische Geschmackserlebnis vollenden, kann man begleitend eine Sangrita trinken ‒ ein nicht-alkoholisches würziges Getränk aus Obst- und Gemüsesäften mit Chilli. Am meisten Spaß macht der Tequila-Genuss bei einer idealen Trinktemperatur von 18‒21 °C.
Tequila als Shot trinken
Der Tequila-Shot ist in Mexiko eher verpönt (wenn überhaupt, nutzt man dort dafür eine Limette und Salz ohne festgelegten Ablauf), in unseren Breiten aber dank der Kombination mit Salz und Zitrone oder Orange und Zimt ein beliebtes Trinkritual. Dabei presst man etwas Zitronensaft auf den Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger, gibt Salz darauf, leckt es ab, kippt einen Shot Tequila Silber und beißt in die Zitrone. Alternativ kann man auch Tequila Gold verwenden und das Salz und die Zitrone durch Zimt und Orange ersetzen.
Tequila-Cocktails trinken
In einigen der beliebtesten und leckersten Cocktails wie Margarita oder Tequila Sunrise bildet Tequila die Basisspirituose. In Cocktails setzt man am besten auf hochwertige 100 % Agaven Tequila Blancos. Für viele Cocktails wie den El Diabolo oder Toreador eignen sich jedoch auch Reposados. Sieh dir auch unseren Artikel über Margarita und andere Tequila Cocktails an, falls du in die fabelhafte Welt der Tequila Drinks vorstoßen möchtest.