Portwein – eine hierzulande wiederzuentdeckende Tradition
Der Portwein, ein meist roter Süßwein aus der portugiesischen Region Alto Douro und dem Douro-Tal, wird bei uns im deutschsprachigen Raum im Vergleich zu Rotwein und Weißwein eher selten getrunken. Das war allerdings nicht immer so, vielmehr waren noch viele unserer Großeltern ausgeprägte Freunde dieses süßen Dessertweins, auch wenn er bei uns nicht wie griechischer Wein Einzug in "altvertraute Lieder" fand und vielleicht auch deshalb etwas in Vergessenheit geriet.
Wir finden, dass es Zeit ist, die Portwein-Tradition wieder aufleben zu lassen, denn schließlich kann dieser vielseitige Speisebegleiter in einem herausragenden Jahrgang einer der geschmacklich vielfältigsten und langlebigsten Weine der Welt sein – wenn er durch einen langen Ausbau und anschließende Flaschenlagerung eine besondere Aromatik und Komplexität entwickelt hat. Nicht umsonst wird Portwein bester Qualität bei Auktionen gesucht und teuer bezahlt. Insbesondere Weinkenner sollten es sich daher nicht entgehen lassen, diese perfekte Ergänzung des Sortenrepertoires näher kennenzulernen. Doch auch für Freunde anderer Spirituosen hat Portwein, oft auch einfach Port genannt, einiges zu bieten, wie der legendäre Münchner Barmann Charles Schumann beweist, der den Portwein als sein Lieblingsgetränk bezeichnet, das er am liebsten mit Cognac oder auch mit einem Rum genießt.
Unser Portwein-Sortiment mit Produkten führender Hersteller bietet einen hervorragenden Ausgangspunkt, um tiefer in die Welt dieses besonderen Likörweins einzutauchen. Begleite uns nun auf unsere Wiederentdeckungsreise in das Reich des Portweins.
Die Geschichte des Portweins
Die Geschichte des Portweins lässt sich mindestens bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen. In dieser Zeit verfügte Heinrich von Burgund über den Anbau einiger neuer Rebsorten aus der nordportugiesischen Douro-Region. Im 13. Jahrhundert etablierte sich dann der portugiesische Wein Vinho de Lamego als Vorläufer des Portweins, wie wir ihn heute kennen.
Wie so häufig in der Geschichte entwickeln Konflikte zwischen Ländern eine eigene Dynamik, aus der nicht selten Neues entsteht. Dies gilt auch für den Aufstieg des Portweins zur Weltgeltung: Nachdem Frankreich im Handel mit England gegen Ende des 17. Jahrhunderts hohe Zölle auf seine Weine erhob, suchten die den Rebensaft liebenden und geschäftstüchtigen Gentlemen nach Alternativen, die sie in Portugal vermuteten, wo sie auch fündig wurden – und zwar, wie es heißt, in einem Kloster. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Klöster generell für den Anbau des portugiesischen Weins entscheidend waren. So beherrschten auch nur Mönche die Kunst, trinkfähigen Portwein herzustellen, der sich auch lagern ließ, und machten englische Kaufleute mit dem sogenannten "Priest-Port" bekannt.
Der Name "Porto" für Weine aus dem Dourotal, bei dem es sich übrigens um ein bekanntes Weinanbaugebiet mit vorteilhaften Bedingungen und rund 250.000 ha Rebfläche handelt, geht auf das Jahr 1678 zurück: Man findet diese Bezeichnung erstmals in alten Zolldokumenten aus diesem Jahr. Namenspatron war die portugiesische Stadt Porto, was etwas in die Irre führt, denn diese Hafenstadt liegt rund 100 km vom Anbaugebiet entfernt. In pittoresk aussehenden Booten wurden die Weinfässer flussaufwärts an die Küste transportiert, wobei Porto für den Portwein dennoch eine entscheidende Rolle spielte, denn dort wurde der Wein zentral gelagert, bevor man ihn nach der Reifung auf Schiffe verlud und exportierte.
Schon seit Langem ist der Name "Portwein" eine geschützte Herkunftsbezeichnung, weshalb man als Kunde die Gewissheit haben kann, dass ein mit dem offiziellen Siegel versehenes Produkt tatsächlich ausschließlich aus Portugal stammt und alle Kriterien des eigens gegründeten Portweininstitutes erfüllt.
Wie beschrieben, hatte Frankreich mit seiner Zollpolitik indirekt zum Aufstieg des Portweins beigetragen. Insofern wirkt es wie eine Ironie der Geschichte, dass heutzutage gerade Frankreich der weltweit wichtigste Portwein-Abnehmer ist: Im Jahr 2017 tranken unsere Nachbarn mit einem Anteil von 29,6 % fast ein Drittel des gesamten produzierten Portweins. Es folgten Holland und Belgien mit zusammen 25,1 %, das Erzeugerland Portugal selbst mit 16,7 %, Großbritannien mit 7,4 % sowie USA/Kanada mit zusammen 6,5 %. In Deutschland waren es dagegen nur 3,2 % – im deutschsprachigen Raum besteht also, wie bereits erwähnt, noch ein erheblicher Nachholbedarf.
Zu den beliebtesten Portwein-Marken gehören zum Beispiel Sandeman, Dalva, Ramos Pinto, Royal Oporto, Kopke und Taylor's, die du auch in unserem Portwein-Sortiment finden kannst.
Was ist Portwein?
Nachdem wir nun in Grundzügen die Geschichte des Portweins kennen, ist es an der Zeit, näher auf seine Besonderheiten (vor allem die Herstellung und Lagerung betreffend) einzugehen.
Die Herstellung des Portweins
Portwein zählt zu den "aufgespritzten Weinen" – diese Kennzeichnung steht für die Zugabe von Alkohol während des Gärungsprozesses. Er wird in der Regel aus roten, aber gelegentlich auch aus weißen Trauben hergestellt.
Anders als etwa beim Champagner, für dessen Herstellung nur wenige bestimmte Sorten zugelassen sind, dürfen für den Portwein rund 60 verschiedene Rebsorten genutzt werden. Diese Reben werden in drei Regionen angebaut, wobei die Gegend rund um die Stadt Pinhao mit ihren steilen, felsigen Hängen sowie dem heißen und trockenen Klima am besten geeignet ist. Hier sind heutzutage auch die berühmten Quintas (Weingüter) der Portwein-Spitzenerzeuger angesiedelt.
Kehren wir aber nun zum Prozess des "Aufspritzens" zurück: Dabei fügt man dem Wein während der Gärung Neutralalkohol (meist Weinbrand) hinzu, was den Gärprozess beendet. Der nicht vergorene Restzucker der Trauben ist für den süßen Geschmack des Portweins verantwortlich, wobei Restzuckergehalt und Süße des Endprodukts durch den Zeitpunkt bestimmt werden, zu dem der Gärprozess gestoppt wird.
Die Lagerung und verschiedenen Sorten von Portwein
Jeder Portwein lagert dann mindestens zwei bis maximal sechs Jahre im "großen Fass" (Tanks aus Holz oder neuerdings auch Stahl mit teilweise über 20.000 Litern Fassungsvermögen), in dem er in geringem Umfang mit Luft in Berührung kommt und langsam heranreift. Nach frühestens zwei Jahren steht dann eine erste Verkostung an, die über das weitere Schicksal des Weins entscheidet und somit den endgültigen Charakter des Endprodukts bestimmt. Hauptsächlich geht es dabei um den Zeitpunkt der Umfüllung sowie die Art und Dauer der weiteren Lagerung.
In diesem Zusammenhang unterscheidet man folgende Optionen:
• In der Pipe, dem "kleinen Fass", reift der Wein durch oxidativen Ausbau schneller, was sich in seiner Farbe (einem hellen Rotbraun) niederschlägt. Diese Weine nennt man "Tawny", nach dem englischen Wort für "lohfarben".
• Im Unterschied dazu erlangt der rubinrote "Ruby-Typ" seine Reife luftdicht abgeschlossen in einer möglichst dunklen Flasche, in der die Entwicklung deutlich langsamer voranschreitet. Da sich bei dieser Form des Ausbaus ein Bodensatz bildet, muss ein in der Flasche herangereifter Port vorsichtig dekantiert werden.
• Ein seltener Spitzenjahrgang, offiziell mit der Bezeichnung "Vintage" geadelt, wird in der Regel möglichst früh in Flaschen umgefüllt und soll vor dem Verzehr mindestens zehn Jahre reifen. Solche hochwertigen Weine der Spitzenklasse erreichen ihren geschmacklichen Höhepunkt oft erst nach jahrzehntelanger Lagerung.
• Außerdem gibt es die Kategorie "Reserve Ruby" (früher: Vintage Character Port), bei dem es sich um einen hochwertigeren Ruby handelt, der aus sorgfältig ausgewählten Trauben hergestellt wird und etwas länger reift, aber auch ein Verschnitt mehrerer Jahrgänge sein kann.
• Beim "Crusted Port" werden gute Jahrgänge verschnitten, allerdings wird in dieser Kategorie die Qualität eines "echten" Vintage nicht erreicht.
• Der "Late Bottled Vintage Port" (LBV) lagert schließlich vier bis sechs Jahre im Fass, bevor er "spät" in Flaschen abgefüllt wird. Man kennt den gefilterten und ungefilterten LBV, wobei der erstgenannte im Gegensatz zu einem Vintage ohne Dekantierung trinkbar ist.
Unterschiede zwischen rotem und weißem Portwein
Das Portweininstitut unterscheidet beim roten Portwein zwei Stilrichtungen, die wir bereits kurz erwähnt haben und die sich in Bezug auf die Art ihrer Lagerung unterscheiden, aus der sich wiederum unterschiedliche Charakteristika ergeben:
• Ruby-Typ: hauptsächlich in der Flasche gereifter Portwein aus roten Trauben
• Tawny-Typ: hauptsächlich im Fass gereifter Portwein aus roten Trauben
Den nur aus weißen Traubensorten hergestellten weißen Portwein gibt es in vielen Geschmacksrichtungen, wobei die weiße Variante offiziell in 5 Süße-Kategorien klassifiziert wird:
• Doce: sehr süß
• Doce/Sweet: süß
• Meio Seco: halbtrocken
• Seco/Dry: trocken
• Extra Seco: sehr trocken
Bei den Varianten Extra Dry und Dry treten die weinigen Komponenten in den Vordergrund, während es bei süßen weißen Portweinen oft nussige Aromen sind, die den Gaumen kitzeln. Oft auch in Edelstahltanks gelagert, erreicht der weiße Portwein seine beste Qualität dennoch in Holzfässern, wenn er dort bis zu acht Jahre oder sogar noch länger heranreifen durfte.
Wie trinkt man Portwein am besten?
Der süße Likörwein passt generell gut zu Speisen; zu diesem Anlass kann er sowohl als Aperitif vor dem Essen, während der Mahlzeit als Speisebegleiter oder aber auch nach dem Essen zum Dessert getrunken werden, was sicher sein beliebtester "Einsatzbereich" ist.
Wenn du deinen Portwein als Aperitif einsetzen möchtest, sollte ein Spritzer Zitronensaft im Glas nicht fehlen. Roter Portwein passt hervorragend zu dunklem Fleisch wie Rind, während die weiße Variante gerne als Begleiter zu Geflügel eingeschenkt wird. Als Dessertwein ist Portwein die perfekte Ergänzung zu Erdbeeren und Desserts mit Schokolade.
Generell sollte man noch wissen, dass ein kräftiger Geschmack nach Rotweintrauben und Früchten darauf hinweist, dass man einen jungen Portwein im Glas hat. Mit zunehmendem Alter entwickelt dieser dann eine feine Vielschichtigkeit, in der sich Geschmacksnoten von Gewürzen, Nüssen, Dörrobst, Datteln, Karamell, Vanille und Zitrusfruchtschalen mischen, die den Gaumen aber auch mit gelegentlichen Mocca- und Teernoten überraschen.
Wer Ruby Port oder Tawny Port genießen möchte, sollte seine Flasche rund 24 Stunden vor dem Trinken aufrecht hinstellen. Für den Vintage Port empfiehlt es sich sogar, die Flasche schon eine Woche vorher für den großen Moment bereitzustellen. Vor dem Trinken flaschengereifter Portweine wie Garrafeira und Vintage Port darf das Dekantieren nicht vergessen werden, wohingegen fassgereifte Abfüllungen wie Tawny und LBV nicht dekantiert werden. In ihrem Fall entfernt man lediglich den Flaschenkorken mit Hilfe einer Portweinzange oder eines Sommelier Messers. Das Portweinglas in Tulpenform wird nur zur Hälfte gefüllt, wobei der Gott des Weins ein wenig Geduld einfordert, denn vor dem Genuss sollte man den Dessertwein unbedingt noch ausreichend atmen lassen.
An weniger warmen Tagen kann man seinen roten Portwein gerne bei Zimmertemperatur trinken, während der Kenner für die Sommermonate den gut gekühlten Genuss empfiehlt.
Für die weiße Variante hingegen gilt generell eine Temperatur von 10 °C als ideal.
Da der wahre Portwein-Freund sich gerne für besondere Anlässe bevorratet, wollen wir abschließend nicht vergessen, auch noch kurz auf die optimale Lagerung zu sprechen zu kommen: Portwein lagert am besten liegend im Weinkühler oder im Weinkeller, dort ebenfalls gut gekühlt und liegend.
Neben erlesenem Weißwein und Rotwein sollte schließlich auch Portwein in keinem gut sortierten Weinkeller fehlen. Felicidades!