Was sind Tasting Notes?
Unter Tasting Notes versteht man, wie bereits kurz angesprochen, schriftlich niedergelegte Verkostungsnotizen, die festhalten, welche sensorischen Reize und Informationen (das "Tasting") eine verkostete Spirituose dem Auge, der Nase und den Geschmacksnerven vermittelt. Sie dienen mindestens zwei Zwecken: Im privaten Rahmen ergeben sie eine nützliche Gedächtnisstütze an den spezifischen Charakter bereits verkosteter Getränke und helfen nicht nur die eigene Bar zu verwalten, sondern leisten als persönliche Bibliothek auch Hilfestellung bei der zukünftigen Auswahl; gewerblich nutzen Hersteller Tasting Notes hingegen als informative Daten für die Kaufentscheidung ihrer Kunden. Aus diesem Grund sind auch unsere Blogbeiträge voller Tasting Notes.
Es gehört zum Wesen der Sprache, dass wir zwar vieles "in Worte fassen" können, bestimmte Bereiche der menschlichen Erfahrung sich aber der Sprache weitgehend "entziehen", sprachlich nur schwer "in den (Be-)Griff" zu bekommen sind – vor allem, wenn einem die Übung fehlt. Dazu gehören neben der Musik sicher auch Geschmack und Duft – Empfindungen, die direkt mit den menschlichen Sinnen zu tun haben und unmittelbare Erfahrungen darstellen. Das betrifft auch sehr stark das Erlebnis von Spirituosen, weshalb es sich allemal lohnt, die Kunst der Verkostung und das Festhalten der Ergebnisse in Form treffender Tasting Notes zu erlernen. Dazu noch eine kurze Anmerkung: Bisher gibt es keinen Standard für das Verfassen von Verkostungsnotizen. Deshalb gilt als generelle Regel, dass jeder Interessierte das bei einer Verkostung individuell Erlebte ohne Scheu so genau wie möglich beschreiben sollte.
Typische Tasting Notes bestimmter Spirituosen
Um dir Beispiele für Tastings vorzustellen, die dir als Vorbild und Inspiration gute Dienste leisten können, wollen wir nun anhand verschiedener Spirituosen aus unserem Sortiment einige typische Tastings, aber auch so manches Aha-Erlebnis präsentieren.
Whisky Tasting
Der Ardbeg BlaaacK Committee 20th Anniversary Limited Edition bringt in Bezug auf sein Tasting Charakteristisches und Außergewöhnliches zusammen: Während das Rauchige in Duft und Geschmack ein sehr häufiges Whisky Tasting darstellt, dürfte der Geschmack nach Fruchtpudding eine Art Alleinstellungsmerkmal ausmachen.
Rum Tasting
Wer etwas mehr über ungewöhnliche Eindrücke beim Rum Tasting erfahren möchte, sollte sich A.H. Riise Royal DANISH NAVY The Frigate JYLLAND Rum einmal näher ansehen: Neben der aus dem Rahmen fallenden Färbung des Destillats (dunkles Walnussbraun!) darf deine Nase bei der Verkostung unter anderem den Geruch einer Zigarrenbox erschnüffeln, während du danach verwundert notieren wirst, dass der Geschmack dich zweifellos auch an Milchschokolade erinnert hat. Es gibt übrigens mittlerweile auch Apps für iPhone und iPad, die dich beim Rum Tasting unterstützen können.
Vodka Tasting
Während für Vodka in der Regel ein fast neutraler Geschmack ebenso charakteristisch ist wie seine "Farblosigkeit", bringt Absolut Juice RHUBARB Edition Spirit Drink Farbe und Aroma in jedes Vodka Tasting – du darfst in deiner Tasting Note vermerken, dass dieses Wässerchen nicht nur wie Rhabarber aussieht, sondern auch danach schmeckt.
Gin Tasting
Gin und Botanicals gehören zusammen wie Lennon und McCartney, weshalb du beim Gin Tasting in deiner Tasting Note ohne Zweifel eine ganze Menge Botanik erwähnen wirst. Natürlich geht es nicht ohne Wacholder-Geschmack (wie beim 1899 Rapid Green Dry Gin), allerdings wirst du auch auf Überraschungen stoßen: Alkkemist Gin etwa duftet unter anderem nicht nur nach Lavendel, sondern wird alle Tasting-Notes-Schreiber erfreuen, die schon immer einmal "Geschmack nach Rosen" notieren wollten.
Tequila Tasting
Auch der Tequila kennt typische Tastings, wovon etwa der Del Maguey VIDA Mezcal Zeugnis ablegt, der unter anderem nach gerösteten Agaven schmeckt – wie die meisten Tequilas. Doch auch beim Tequila Tasting sind Überraschungen möglich, was der 1800 Tequila Reserva AÑEJO 100 % Agave unter Beweis stellt, denn er ist nicht nur bernsteinfarben, sondern erinnert Nase und Gaumen auch an Karamell und Toffee.
Cognac Tasting
Erst kürzlich war der Cognac Thema eines unserer Artikel. Dort hatten wir bereits darauf hingewiesen, was für ein Geschmacks-Allrounder dieses vermeintliche Altherrengetränk doch ist. Ein Beispiel für ungewöhnliches Cognac Tasting gefällig? Nun, der Camus XO Intensely Aromatic Cognac duftet und schmeckt nach Gebäck und kandierten Früchten. Eigentlich gibt es beim Cognac nichts, was es nicht gibt!
Likör Tasting
Ebenso mit den Qualitäten eines Allrounders ausgestattet, wird auch die vielschichtige "Flüssigkeit" beim Likör Tasting für aus dem Rahmen fallende Notizen sorgen. Während es eigentlich kein typisches Likör Tasting gibt (dafür ist diese Spirituose einfach zu vielgestaltig), sind die Tasting Varianten nahezu unbegrenzt: Darf es der Geschmack nach Anis und Himbeeren sein, wie beim Antica Sambuca Raspberry Flavour Liqueur, oder steht dir der Sinn eher nach Marzipan? Dann greife schnell nach dem Auersthaler Marzipan-Creme-Likör mit Bittermandel und notiere in deiner Tasting Note, dass er tatsächlich so schmeckt, wie er heißt. Unerhört!
Zu Hause richtig verkosten
Nachdem wir dir nun einen ersten Überblick über charakteristische Tastings gegeben haben, schauen wir uns abschließend noch kurz an, wie du am besten vorgehst, damit dein persönliches Verkostungserlebnis zu Hause – egal, um welche Spirituosensorte es geht – perfekt gelingt und du fleißig Tasting Notes schreiben kannst.
Vorbereitung
Grundlage ist eine sorgfältige Vorbereitung: Neben der geschickten Auswahl interessanter Getränke gilt es, zur jeweiligen Spirituose passende Gläser zur Hand zu haben. Nehmen wir den Whisky als Beispiel: Hier sind bauchige Snifter-Gläser optimal, wenn es gilt, Optik, Aromen und Geschmack zu bewerten. Ebenso wichtig wie das richtige Glas sind Wasser zum Spülen sowie Weißbrot oder Häppchen wie z. B. ungesalzene Cracker, um den Gaumen jeweils wieder zu "resetten", bevor der nächste Kandidat an die Reihe kommt. Beim Whisky Tasting können ein bis zwei Tropfen Wasser im Glas zudem nützlich sein, weil dadurch oft neue Aromen freigelegt werden. Außerdem müssen natürlich auch Stift und Papier bereit liegen, da du ja deine eigenen Tasting Notes verfassen möchtest. Und natürlich hast du dich vorab belesen, wie mit diesem Artikel, und bist damit bestens darauf vorbereitet, treffende Verkostungsnotizen selbst zu schreiben. Mit einem unserer Tasting Sets aus dem Online-Shop seid ihr jedenfalls für jedes Tasting bestens vorbereitet!
Durchführung
Was die Anzahl der verkosteten Kandidaten angeht, so gelten fünf bis sechs als ideal, um die Geschmacksnerven und Sinne nicht überzustrapazieren und zu ermüden. Ratsam ist außerdem, mit dem "leichtesten" Exemplar zu starten. Bei der sich anschließenden Verkostung sind dann die nun folgenden Punkte von Belang, um die sinnliche Erfahrung vollständig zu erfassen, wobei es sich empfiehlt, sofort mitzuschreiben und sämtliche Eindrücke zu notieren, bevor sie wieder aus dem Gedächtnis verschwinden.
• Der Eindruck im Glas: Die Flüssigkeit im Glas wird ins Licht oder gegen die Sonne gehalten und bewertet.
• Duft: Hierfür hält man entweder die Nase direkt über das Glas oder verwendet Riechstreifen.
• Erster Eindruck: Es gilt die Frage zu klären, welche Aromen man beim ersten Kontakt der Flüssigkeit mit der Zunge bemerkt.
• Gaumen: Was schmeckt man, nachdem die getestete Spirituose den gesamten Mund ausgekleidet hat? Dieser wichtige Punkt berücksichtigt das Phänomen, dass nach dem ersten Eindruck meist noch weitere Aromen auftauchen, die sich anfangs noch dezent im Hintergrund gehalten haben. Weiterhin ist in diesem kostbaren Moment, der nur etwa 2–3 Sekunden dauert, auch das Mundgefühl zu beachten.
• Abgang: Vorhang auf zum letzten Akt! Was löst die Spirituose, die du gerade aufmerksam verkostet hast, aus, nachdem du sie heruntergeschluckt hast? Hier geht es um das weite Feld zwischen kurz anhaltendem und lang anhaltendem Nachklang.
• Vergleich: Hier könntest du entweder ein persönliches Ranking abgeben oder vermerken, dass der Kandidat deiner Lieblingsmarke unverschämt nahekommt, was für die zukünftige Bestückung deiner Hausbar natürlich von großem Interesse ist.
Ein neuer Trend: virtuelles Tasting
Nicht nur als Folge der aktuellen Pandemielage, von ihr jedoch sicherlich befördert, hat sich mittlerweile das virtuelle Tasting entwickelt. Dabei handelt es sich um ein modernes virtuelles Internet-Meeting, bei dem gemeinsam vor dem PC Spirituosen verkostet werden. In der Regel sendet der Veranstalter den Teilnehmern vorab die notwendigen Materialien (etwa passende Whisky-Tasting-Gläser) zu. Die Vorzüge dieses coronakonformen Trends liegen auf der Hand: Keine langen Fahrten zum Veranstaltungsort, und da man die gemütlichen eigenen vier Wände nicht verlassen muss, entfällt auch die Notwendigkeit, nüchtern zu bleiben – man kann direkt nach einem gelungenen Abend ins Bett gehen. Außerdem bringt diese Art der Veranstaltung Gleichgesinnte aus aller Welt – virtuell – quasi an einem Tisch zusammen.
Wir würden uns freuen, wenn wir dir mit diesem Artikel neue Erkenntnisse vermitteln konnten, die dich beim bewussten und gepflegten Umgang mit deiner Lieblingsspirituose unterstützen können.