In diesem Sinne entführt der heutige Stundenplan unsere wissbegierigen Leser nach Andalusien, die Heimat des Sherrys, bei dem es sich um einen besonderen spanischen Weißwein handelt, der einen speziellen Reifeprozess durchläuft und dabei „verstärkt“ wird. Wir wollen uns nicht nur genauer mit dem Ursprung von Sherry beschäftigen, sondern uns auch ansehen, wie er hergestellt wird und welche unterschiedlichen Sherry-Varianten es gibt. Damit du im Anschluss an die „trockene“ Theorie gleich in der Praxis überprüfen kannst, ob wir zu viel versprochen haben, präsentieren wir einige Sherrys aus unserem Sortiment, bevor zum Abschluss noch eine kurze Anleitung folgt, wie man Sherry „richtig“ genießt.
Der Ursprung von Sherry
Andalusien, diese wunderschöne und geschichtsträchtige, aber auch lange Zeit heftig umkämpfte Region im Süden Spaniens, in der sich unterschiedlichste kulturelle Einflüsse (römisch, gotisch, maurisch und christlich) mischen, ist nicht nur die Heimat des Flamencos, denn auch der Sherry stammt von dort – und zwar genauer gesagt aus der Region um die Stadt Jerez herum, dem sogenannten Sherrydreieck. Nur Produkte aus diesem eng begrenzten Gebiet mit einer Anbaufläche von ca. 10.500 ha dürfen sich Sherry nennen; es handelt sich also um eine rechtlich geschützte Bezeichnung.
Das Sherrydreieck, in dem seit rund 3.000 Jahren Wein produziert und exportiert wird, ist von der Natur mit einem idealen Klima und teilweise hervorragenden Böden gesegnet. Im Sommer steigen die Temperaturen auf bis zu 40 °C.
Aus der wechselhaften Geschichte der Region, die auch den Weinanbau bzw. die Herstellung und Vermarktung des Sherrys betroffen hat, seien hier nur einige wichtige Daten genannt, die allerdings bereits ein bezeichnendes Licht auf das bewegte Vorleben dieser spanischen Spezialität wirft:
- 966: Die Bewohner der Region wenden eine durch Kalif Al-Hakam II. angeordnete, vom Islam inspirierte Rodung der Weinstöcke weitestgehend ab, indem sie darauf verweisen, der Weinanbau diene der Produktion von Rosinen bzw. zur Gewinnung von Alkohol für medizinische Zwecke.
- 1340: Das älteste Dokument, das den Handel der Engländer mit Weinen aus der Region belegt stammt aus diesem Jahr. Aus dieser Zeit stammt auch die englische Bezeichnung Sherry, die sich in der Folge durchgesetzt hat. In den folgenden zwei Jahrhunderten entwickelt sich der Weinhandel zur ökonomischen Basis der Region.
- 1587: Sir Francis Drake erbeutet 2.900 Fässer Sherry, die er nach England verschifft und so Sherry am englischen Hof und in Adelskreisen bekannt macht.
- 1894: Die Reblaus verwüstet einen großen Teil der Weinstöcke.
- 1983: Enteignungen durch die neue sozialistische Regierung in Madrid führen zu einem zeitweisen Zusammenbruch des Handels mit Sherry.
- 1996: Die EU verfügt, dass die Vergabe der Bezeichnung "Sherry" an die Einhaltung genau festgelegter traditioneller Methoden im gesetzlich geschützten Anbaugebiet geknüpft ist.
Rebsorten und Herstellung von Sherry
Unserem historischen Abriss fehlte noch die Information, dass im Sherrydreieck bis ins 19. Jahrhundert hinein noch eine Vielzahl unterschiedlicher Traubensorten angebaut und genutzt wurde. Das hat sich jedoch einschneidend geändert: Heutzutage ist 94 % der Anbaufläche mit Rebstöcken der Traubensorte Palomino bestückt, aus denen dann praktisch jeder Sherry hergestellt wird. Bevor wir uns gleich genauer ansehen, was bei der Verwandlung eines trockenen Palomino-Weißweins in einen nach Mandeln und Hefe schmeckenden Sherry geschieht, dürfen wir nicht unerwähnt lassen, dass die restliche Anbaufläche den Sorten Pedro Ximénez und Moscatel vorbehalten ist. Daraus werden gehaltvolle süße Weine hergestellt, mit denen der Sherry beim Ausbau verschnitten wird. Sie sind auch für die jeweilige Ausprägung der einzelnen Sorten mitverantwortlich.
Nachdem der Palomino-Weißwein seine Gärung beendet hat, versetzt man ihn mit Branntwein, was den ursprünglichen Alkoholgehalt von 11 bis 13 % auf 15 % (Sherry Fino) bzw. 18 % (Sherry Oloroso) heraufsetzt. Die Sorten Fino und Oloroso gehen beim weiteren Ausbau allerdings getrennte Wege:
Beim Sherry Fino reift der aufgespritete junge Wein an der Luft – und zwar in (meist 600 Liter fassenden) Fässern, die nur zu ca. vier Fünfteln gefüllt sind. In der Folge bildet sich ein charakteristischer Teppich aus Florhefe auf der Oberfläche, wobei die Hefe den Wein nicht nur vor Oxidation schützt, sondern letztendlich auch eine fast vollständige Vergärung des Zuckers bewirkt.
Insgesamt verbringt der Fino zwischen drei und zehn Jahre in der Solera, worunter man ein besonderes Verfahren versteht, bei der junge Weine über einen längeren Zeitraum kontinuierlich mit älteren verschnitten werden. Dadurch erreicht man eine immer gleichbleibende Qualität, weil schwächere Jahrgänge ausgeglichen werden können; außerdem wird so ein Absterben der Florhefe verhindert, weil ständig frischer Wein hinzugefügt wird. Im Gegensatz zur reduktiven Art der Reifung des Fino reift ein Sherry Oloroso oxidativ, was bedeutet, dass keine Florhefe zum Einsatz kommt – vielmehr dient der höhere Alkoholgehalt gerade dazu, die Florhefe abzutöten. Die wichtige Entscheidung, ob ein Wein letztendlich zum Fino oder Oloroso veredelt wird, obliegt dem Kellermeister.
Verschiedene Sherry-Typen
Neben der Haupt-Unterscheidung in Fino und Oloroso gibt es noch weitere Sherry-Typen, bei denen es sich jeweils um Varianten der Vorgenannten handelt. Während Cream auf Oloroso basiert, sind Manzanilla und Amontillado Variationen des Fino. Alle diese Typen kannst du bei uns im Sortiment kennenlernen und wir werden dir gleich für jeden Typ ein Beispiel aus unserem Sortiment vorstellen.
Auf eine kurze Formel gebracht, ist Sherry Fino die fast durchsichtige Grundform mit ausgeprägt trockener Note. Aus dieser Vorstufe leiten sich Amontillada und Palo Cortada ab: Amontillada ist im Prinzip ein Fino, bei dem nach mehreren Jahren die Florschicht abstirbt und die Oxidation einsetzt. Ein Manzanilla wiederum ist ein Fino, der ausschließlich aus der Umgebung des Hafenorts Sanlúcar de Barrameda stammen darf, wobei dieser Wein wegen seiner Nähe zum Meer eine typische leicht salzige Note erhält. Der grundsätzlich ebenfalls eher trockene Oloroso ist in der Regel kräftiger als ein Fino und erhielt seinen Namen ("oloroso" bedeutet "duftend") aufgrund seines Nussaromas. Ein Cream schließlich entsteht, wenn ein Oloroso mit einem natursüßen Wein oder rektifiziertem Traubensaftkonzentrat verschnitten wird.
Sherry-Empfehlungen
Im Folgenden findest du unsere Empfehlungen zu den jeweiligen Sherry-Typen:
Fino – Leyenda FINO Sherry 15 % Vol. 0,75 l
Dieser eher trockene Leyenda Sherry Fino vollzieht seine durchschnittlich fünf Jahre dauernde Reifung, wie alle Sherrys aus dem Hause Lyenda, in speziellen Sherryfässern – den „Botas“, die dem Endprodukt nicht nur ausgezeichnete Aromen schenken, sondern auch für einen lang anhaltenden Abgang verantwortlich sind. Wer diesen Sherry probieren möchte, darf sich auf Aromen von Zitrusfrüchten, Nüssen und Honig in der Nase freuen. Kräftige und einzigartige Noten kleiden den Gaumen und Mund lange aus.
Oloroso – Leyenda Oloroso Sherry 18 % Vol. 0,75 l
Der Oloroso in unserer Auswahl stammt ebenfalls von Leyenda, einem in Jerez de la Frontera ansässigen Hersteller. Dieser Sherry zeigt alle Merkmale, die man an einem Oloroso schätzt:
Neben floralen Noten schleicht sich auch ein Hauch von Minze in die Geschmacksnote dieses Sherrys. Außergewöhnlich und äußerst hochwertig im Geschmack sowie lang anhaltend im Abgang.
Manzanilla – Lustau PAPIRUSA Manzanilla 15 % Vol. 0,75 l
Auch dieser Manzanilla, dessen Name Papirusa "elegant und schön" bedeutet, hat einen sehr gewinnenden Charakter, wovon folgende Auszeichnungen Zeugnis ablegen:
GOLD WINNER bei der der International Challenge 2018
GOLD bei der International Wine & Spirit Competition 2017
GOLD bei Mundus Vini Meininger 2017
Im Glas strohgelb, erfreut dieser trockene Sherry die Nase mit einem Duft nach Salzmandeln und Waldpilzen. Mit Blick auf seine zarte, feingliedrige und ausgewogene Art sowie seinen trockenen Charakter darf man diesen Tropfen als großen Klassiker unter den Aperitifs bezeichnen. Er stimmt aber nicht nur bestens auf Mahlzeiten ein, sondern gilt auch als perfekter Begleiter von Canapées, Tapas sowie frischen Meeresfrüchten, Muscheln und Fischgerichten. Der elegante Schöne sollte gut gekühlt bei einer Temperatur von 7–9 °C serviert werden. Dank eines Lagerpotenzials von einem Jahr eignet sich der Papirusa auch perfekt zur Bevorratung.
Oloroso – Lustau DON NUÑO Oloroso 20 % Vol. 0,75 l
Mit diesem Oloroso von Lustau legen wir dir den Gewinner einer Goldmedaille ans Herz, die im Jahre 2017 beim International Wine & Spirit Competition verliehen wurde. Der traditionell in amerikanischen Eichenfässern ausgebaute Sherry, der zudem die raffinierte Eleganz eines Amontillado in sich trägt, dürfte bei besagtem Wettbewerb in vielerlei Hinsicht überzeugt haben: Neben der schönen Farbe (ein dunkles Bronze mit goldenen Akzenten) wird der Jury auch das nussige Aromen mit rauchigen Eichennoten zugesagt haben. Die intensiven Bitterschokoladearomen mit leckeren Noten von Walnüssen und gerösteten Kastanien werden ein Übriges getan haben, zumal sie durch einen lang anhaltenden intensiven Abgang nachdrücklich auf sich aufmerksam machen. Wir empfehlen diesen bemerkenswerten Oloroso, der ein Lagerpotenzial von einem Jahr hat, leicht gekühlt bei 13–14 °C zu Trockenfrüchten und gereiftem Käse zu servieren.
Cream – Harveys Bristol Cream 17,5 % Vol. 0,75 l
Bereits im Jahr 1796 begann das Haus Harveys in Bristol, Sherry zu produzieren. Heute hat es das renommierte Sherryhaus zur Weltgeltung gebracht. Als Beleg präsentieren wir Harveys Bristol Cream, der weltweit stark nachgefragt wird und in den USA sogar der populärste Sherry überhaupt ist. Dieser goldbraune Cream Sherry begibt sich in tiefblauen Flaschen aus traditionellem "Bristol Blue Glass" auf die Reise zu seinen vielen Freunden auf der ganzen Welt. Wir wollen das Geheimnis seiner Popularität nicht verschweigen: Nach gerösteten Nüssen und Weintrauben duftend und den Gaumen mit einer weichen, ausgewogenen Süße verwöhnend, schmeckt der englische Top-Sherry ganz hervorragend zu Eis!
Wie man Sherry am besten serviert
Nachdem wir dir nun einige Vorschläge für hochwertige Sherrys unterschiedlicher Typen unterbreitet haben, wollen wir dich nicht in den praktischen Teil des Sherrytrinkens entlassen, ohne noch einige Anmerkungen zum "richtigen" Sherry-Genuss anzuschließen.
Zunächst einmal soll es um die korrekte Trinktemperatur gehen, hinsichtlich derer im Allgemeinen folgende Empfehlungen gelten:
Ein Fino oder Manzanilla sollte immer gekühlt serviert werden, was in diesem Fall eine optimale Temperatur zwischen 5 und 7 °C bedeutet. Ein Cream-Sherry bietet zwischen 7 und 9 °C die beste Erfahrung, während Sherrys aus oxidativem Ausbau und verschnittene Weine für den besten Trinkgenuss eine Temperatur benötigen, die zwischen 12 und 14 °C liegt.
Was die Wahl des richtigen Glases angeht, so wird dieses Thema durchaus kontrovers diskutiert – eine Empfehlung, auf die sich viele einigen können, ist, dass Sherry in Weißwein- oder Champagnergläsern durchaus gut zur Geltung kommt, wobei speziell entwickelte Dünngläser den Vorzug bekommen sollten, da sie Aroma und Geschmack am besten zur Geltung bringen.