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Weißer Rum - oder doch lieber brauner?

Wir erklären die Unterschiede

Weißer Rum – die Herstellung

Lassen wir das Herumalbern mit Wortspielen und wenden uns wichtigeren Dingen wie der Entstehung von weißem Rum zu, der je nach Standort auch Ron Blanco, White Rum oder Rhum Agricole Blanc genannt wird. Rum ist eine der beliebtesten Spirituosen der Welt und wird oft mit der Seefahrt assoziiert – tatsächlich gehörte Rum bis in das Jahr 1970 zur offiziellen Verpflegung der britischen Royal Navy. Historisch gesehen wurde Rum vermutlich vor einigen Jahrhunderten von afrikanischen Sklaven in der Karibik erstmals aus den Überresten der Zuckerherstellung gebrannt. Dieser Vorläufer hat aber eher weniger mit dem uns heute bekannten weißen Rum zu tun. Der erst in Folge perfektionierten Reifung und Lagerung kommt bei der Herstellung von Rum eine Sonderrolle zu.

Die Rohstoffe

Weißer Rum wird meist aus Zuckerrohrmelasse gebrannt, einem Nebenprodukt aus der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr, das aufgrund geeigneter klimatischer Bedingungen vor allem in der Karibik kultiviert wird. Der Rhum Agricole aus den französischen Übersee-Départements wie Martinique und Guadeloupe wird allerdings aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft gewonnen.

Die Gärung

Durch die Zugabe von Wasser und der für die Gärung essentiellen Hefe wird die Fermentation eingeleitet, die unter Luftabschluss innerhalb von 24–72 Stunden vollzogen wird.

Die Destillation

Daraufhin wird entweder in einem Kupferbrennkessel ("Pot Still") oder einer Brennsäule ("Column Still") destilliert. Im aufwendigeren, oft als höherwertig erachteten Still, erzielt man vor allem aromatische, schwere Destillate, wohingegen im Column Still eher mildere, neutralere Destillate gewonnen werden, welche dafür aber einen höheren Alkoholgehalt erreichen können.

Reifung und Lagerung

Jetzt geht es ans Eingemachte, denn wie bereits erwähnt, entscheidet größtenteils die Reifung und Lagerung über die Qualität des Endprodukts und auch darüber, ob weißer oder brauner Rum entsteht.

Weißer Rum wird in der Regel in Stahltanks gelagert, und zwar zwischen sechs und 30 Monaten, aber mindestens für drei Monate, denn nur dann darf er als echter weißer Rum bezeichnet werden. Während dieser Zeit wird der Rum harmonisiert sowie durch Sauerstoff homogenisiert und verliert unerwünschte Bestandteile wie Fuselöle. Danach wird der Rum mit Wasser verdünnt und bei mindestens 37,5% Vol. Alkohol abgefüllt. Der stärkere Overproof-Rum muss mindestens 55 % Vol. Alkohol enthalten.

Die andere Möglichkeit der Reifung ist die Lagerung des Brands in ehemaligen Bourbon-, Whisky- oder Bordeauxfässern aus Holz, meist aus amerikanischer Eiche. Darin wird der Rum sehr viel länger gelagert, manchmal sogar bis zu 40 Jahre, mindestens aber drei. Je länger der Rum in diesen Fässern reift, desto dunkler und charakteristisch einzigartiger wird er, da der Alkohol mit dem Holz interagiert und sich in Abhängigkeit von Faktoren wie Umgebungsklima, Fasstyp und Beschaffenheit des Destillats spezielle Aromen und Nuancen aneignet. Ein solcher Rum wird oft als Old Rum oder Gold Rum bezeichnet.

Mit diesem Lagerverfahren wird allerdings nicht nur brauner Rum hergestellt, da man die Farbstoffe durch Filtrierung wieder entfernen kann. Der sich daraus ergebende Rum wird oft als Silver Rum vermarktet.

Andersherum kann weißem Rum auch Zuckerkulör hinzugefügt werden, um ihm eine braune oder goldene Farbe zu verleihen. Die farbliche Unterscheidung kann also irreführend sein; eine Klassifizierung von Rum in gereiften und kurzgereiften bzw. ungereiften wäre eigentlich sinnvoller.

Weißer Rum und brauner Rum – wo ist der Unterschied?

Weißer Rum ist weiß und brauner Rum ist braun. Nächste Frage. Aber so einfach ist es dann natürlich doch nicht.

Wie eben schon beschrieben, liegen die Unterschiede in der Herstellung von weißem und braunem Rum, genauer gesagt in der Lagerung. Generell wird weißer Rum über einen kürzeren Zeitraum in Stahlfässern gelagert, brauner Rum in Holzfässern und für längere Zeit. Neben den daraus entstehenden Farbunterschieden lassen sich beide Rumarten vor allem auch geschmacklich voneinander abgrenzen.

Weißer Rum schmeckt normalerweise frisch, kräftig und macht keine Gefangenen. Pur getrunken kann er manchmal etwas scharf, bissig und alkoholisch schmecken, aber natürlich hängt der Geschmack und die Qualität generell von vielerlei Herstellungsfaktoren und der Art der Abfüllung (Blended Rum vs. Einzelfassabfüllung) ab.

Darüber hinaus kann weißer Rum mit verschiedensten Frucht- und Gewürzaromen aromatisiert werden und ist dann als Flavoured Rum oder Rumlikör erhältlich.

Brauner Rum gewinnt durch die Art und Länge der Lagerung einen individuelleren Charakter und ist schwerer und intensiver, was durch den Esteranteil bestimmt wird. Brauner Rum kann mild, süßlich, scharf und würzig schmecken und einen bunten Kessel an Nuancen auf der Zunge hinterlassen, unter anderem: Schokolade, Früchte, Nüsse, Gewürze, Vanille, Holz, Tabak, Nugat und Melasse.

Ein weiterer Unterschied ist der Preis. Weißer Rum ist aufgrund der kürzeren und weniger aufwendigen Lagerung oft günstiger und die angebotene Preisspanne eher gering. Höherprozentiger weißer Overproof-Rum ist etwas teurer. Der individuellere braune Rum hingegen ist in allen Preiskategorien erhältlich. Echte Liebhaber können mit dem 25-jährigen El Dorado 25 Years Old Rum Grand Special Reserve ein Stück Geschichte genießen, dürfen dafür aber 584 Euro auf den Tisch blättern. Braunen Rum gibt es in allen Preisstufen; sogar als eher günstigen Blended Rum.

Welchen Rum verwendet man wofür?

Da weißer Rum geschmacklich neutraler ist, eignet er sich besonders gut für Cocktails und Longdrinks. Auch wenn weißer Rum sehr günstig (ab 5 Euro) erhältlich ist, sollte man die Qualität des Rums auch bei Mischgetränken keinesfalls außer Acht lassen und lieber etwas mehr investieren, um keine unnötigen Nachwehen zu riskieren. Eine ausgezeichnete Option ist beispielsweise der Plantation 3 STARS Artisanal Rum mit 41,2%. Einige absolute Klassiker in der Ruhmeshalle der Cocktails enthalten weißen Rum, unter anderem Piña Colada, Long Island Ice Tea, Hurricane, Mojito, Daiquiri oder Swimming Pool.
Auch als Longdrink ist weißer Rum mit Cola oder zusätzlich mit Limettensaft als Cuba Libre nicht mehr wegzudenken. Außerdem passt er sehr gut zu Fruchtsäften wie Apfel- oder Maracujasaft.

Brauner Rum ist aufgrund seines nuancenreicheren Eigengeschmacks und seiner Farbe eher seltener in Cocktails zu finden. Ausnahmen bilden der Planters Punch und Cocktails wie der Zombie oder Mai Tai, die sowohl weißen als auch braunen Rum enthalten. Am häufigsten genießt man über einen längeren Zeitraum gereiften braunen Rum jedoch pur oder auf Eis. Ein Beispiel für einen gut genießbaren Rum im mittleren Preissegment ist der A.H. Riise 1888 COPENHAGEN GOLD MEDAL Special Edition Rum - Old Edition 40%. Was die Qualität wie auch den Preis betrifft, ist die Skala bei braunem Rum nach oben hin jedoch sehr weit offen.

Richtige Lagerung von Rum

Wie erörtert, ist die Lagerung von Rum für seine Herstellung ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Faktor. Im Folgenden wollen wir uns jedoch damit beschäftigen, wie man bereits abgefüllte Rumflaschen zu Hause lagert.

Rum sollte generell stehend, kühl und dunkel gelagert werden. In der Karibik wurde und wird er deshalb oft im Sand vergraben, in unseren Breiten ist aber auch ein einfacher Keller oder Schrank ein zulässiger Lagerort. Theoretisch kann ungeöffneter Rum bei den richtigen Lagerbedingungen ewig halten, mindestens aber mehrere Jahre. Eine geöffnete Flasche sollte für sechs Jahre auf den Kopf gestellt werden können, höherprozentiger Overproof-Rum hält auch angebrochen weit länger.

Welcher Rum ist besser: weißer oder brauner?

Diese Frage hängt in erster Linie von persönlichen Vorlieben ab. Abgesehen davon, dass es sowohl weißen als auch braunen Rum in unterschiedlichen Qualitätsstufen gibt, hängt die Rum-Entscheidung vor allem vom Verwendungszweck ab. Der harmonischere und neutraler schmeckende weiße Rum eignet sich vor allem für Cocktails. Über längere Zeit in Holzfässern gereifter brauner Rum gilt als aromatischer sowie individueller und wird deshalb meist pur oder auf Eis genossen.

Bei Rum ist bei einer rein auf der Farbe basierenden Unterscheidung jedoch Vorsicht geboten. Kurz gelagertem weißem Rum wird hin und wieder Zuckerkulör oder Sirup hinzugefügt, um eine längere Reifung vorzugaukeln. Doch auch weißer Rum kann durchaus lange und in einem Holzfass gelagert und durch nachträgliche Filtration in den transparenten Zustand zurückversetzt worden sein.
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass es aufgrund der verschiedenen Verwendungszwecke wohl am sinnvollsten ist, sowohl weißen als auch braunen Rum in der Hausbar zu bevorraten.

 
 
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