Die Insel Madeira und die abenteuerliche Geschichte des Madeira Weins
Madeira ist eine zu Portugal gehörende Insel vulkanischen Ursprungs, die gemeinsam mit den Azoren und den Kanarischen Inseln rund 600 km vor der afrikanischen Küste im Atlantik liegt. Das bezaubernde Eiland, das man wahlweise auch als "Blumeninsel" oder "Wanderparadies" bezeichnet, ist die Heimat von rund 260.000 Menschen, die eine geologisch gesehen verhältnismäßig junge Insel bewohnen, die hauptsächlich Mittel- und Hochgebirgscharakter hat und deren felsige Steilküsten an der höchsten Stelle beinahe 600 Meter fast lotrecht ins Meer abfallen.
Bekannt ist die Insel nicht nur wegen des Madeira Weins und der ebenso leckeren Madeira-Sauce, sondern auch, weil sie die Heimat eines weltberühmten Balltreters ist: Kein geringerer als Christiano Ronaldo erlernte hier als gebürtiger Insulaner sein "Handwerk"!
Als gesichert gilt, dass die Insel ab 1420 von den Portugiesen besiedelt wurde, die dort zunächst hauptsächlich Zuckerrohr anbauten. Zwar wandte man sich auch schon recht früh dem Wein zu (mit Traubensorten aus Sizilien, Kreta und dem restlichen Griechenland), doch richtig bedeutend wurde der Weinanbau erst nachdem der intensive Zuckerrohranbau die Böden ausgelaugt hatte und die Trauben an seine Stelle traten. Dass schon dieser "normale" Wein von Madeira etwas Besonderes war, lässt sich daran ablesen, dass er bereits früh in alle Welt exportiert wurde. Der Handel mit ihm war jedoch aufgrund gewisser politischer Umstände ausschließlich englischen Händlern erlaubt, die auf der Insel ansässig waren und ihre bei den Briten beliebten Tropfen auf die britischen Inseln oder in die britischen Kolonien verschifften, zu denen unter anderem Hongkong gehörte. Damit nähern wir uns dem eingangs erwähnten glücklichen Zufall, wobei diese Geschichte immer wieder gern erzählt wird – allerdings in einigen leicht unterschiedlichen Versionen:
Eine für Hongkong bestimmte Schiffsladung mit Wein von Madeira wurde wieder retour geschickt, weil der dortige Besteller inzwischen Konkurs angemeldet hatte. Auf ihrer Rückreise im Schiffsbauch sorgte die Hitze am Äquator dafür, dass der Wein in Gärung überging und damit eigentlich wertlos geworden war. Anstatt ihn jedoch über Bord gehen zu lassen, tranken die Seeleute ihn einfach selbst und waren vom Ergebnis mehr als positiv überrascht, denn der Wein hatte durch seine unbeabsichtigte "Kreuzfahrt" deutlich gewonnen: Er war süßer als zuvor und enthielt auch mehr Alkohol – aus einem Wein von Madeira war "der" Madeira Wein geworden, der so gut "einschlug", dass man seine Produktion auf der Insel fortsetzte. Die Formulierung "auf der Insel" stimmt dabei allerdings nur zur Hälfte, denn zwar stammten die Trauben weiterhin durchweg von der Insel, "hergestellt" wurde der Wein die folgenden rund 100 Jahre aber nach wie vor auf dem Meer. Erst nachdem die Inselbewohner gelernt hatten, in welcher Form ihr Wein veredelt und gelagert werden musste, um auch an Land – ohne teure Rundreise den Äquator entlang – zum Madeira Wein zu werden, gab man die kostspielige und zeitaufwändige "Wein-Verschickung" auf.
Bevor wir uns im folgenden Kapitel der modernen Herstellung von Madeira Wein an Land zuwenden, noch eine kuriose historische Begebenheit, mit der sich die damalige Weltgeltung des Likörweins trefflich illustrieren lässt: Als die Vereinigten Staaten am 04. Juli 1776 gegründet wurden und sich damit von den Briten lossagten, ging die Trennung nicht so weit, dass die Gründerväter auch des bei den Briten so beliebten Madeira Weins entsagten – tatsächlich stieß man mit ebendiesem Tropfen auf die Geburt der künftigen Weltmacht an!
Herstellung von Madeira Wein
Wir haben es bereits erwähnt: Auch wenn man es kaum glauben mag, wurde der Madeira Wein tatsächlich noch bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts auf eine lange Reise über den Äquator geschickt, damit die Hitze ihm seinen charakteristischen Geschmack verleihen konnte.
Später setzte man auf der Insel einige Zeit auf das kostenintensive "Canteiro-Verfahren", bei dem die Holzfässer mit dem aufgespriteten Wein in der Hitze direkt unter dem Dach der "Adega" (dem "Weingut") gelagert wurden, wo die Flüssigkeit auf natürliche Weise karamellisierte, aber auch deutlich an Volumen verlor, weshalb der Aufwand auf Dauer nicht in einem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag stand.
Mittlerweile hat sich deshalb auf der Insel aus Gründen der Wirtschaftlichkeit die "Estufagem-Methode" durchgesetzt. Bei diesem schnellen und verlustfreien Vorgehen lagert man den Wein in Edelstahltanks, die maschinell auf bis zu 50 °C erhitzt werden. Nach einer anschließenden Ruhepause von drei Monaten wird der Madeira Wein noch einmal mindestens zwei Jahre gelagert, bevor er von seinen Freunden in aller Welt käuflich erworben werden kann.
Einige weitere Besonderheiten von Madeira Wein
Bevor wir uns einigen empfehlenswerten Madeira Weinen aus unserem Sortiment zuwenden, wollen wir noch kurz ein paar weitere Besonderheiten aufzählen, um das Bild zu vervollständigen.
Wer an die edle dunkle Farbe des Getränks denkt, dürfte überrascht sein, wenn er erfährt, dass Madeira Wein ausschließlich aus weißen Trauben hergestellt wird. Seine Farbe mit dem ansprechenden Goldton entsteht durch die lange Lagerung im Holzfass, die vor der endgültigen Abfüllung mindestens drei Jahre andauert. Die Betonung liegt hier auf "mindestens", denn es gibt auch zahlreiche Exemplare, die dreißig Jahre und mehr Lagerdauer auf dem Buckel haben, denn Madeira Wein gilt als einer der langlebigsten Weine der Welt, der mit zunehmender Reife nur noch besser wird. Was nun die Lagerung von Madeira Wein im eigenen Haushalt bzw. Weinkeller angeht, gibt es eine weitere Besonderheit zu vermelden, denn es empfiehlt sich (anders als bei "normalem" Wein) eine stehende Aufbewahrung, die einen minimalen Gasaustausch bewirkt und dadurch den charakteristischen oxidierten Geschmack erhalten hilft. Weitere Voraussetzungen für eine lange Haltbarkeit ist ein dunkles und kühles Ambiente mit eher hoher Luftfeuchtigkeit.
Eine wirkliche Besonderheit ist auch die Art und Weise, wie auf Madeira die Trauben für die Herstellung des Madeira Weins angebaut und geerntet werden. Die Produzenten des Likörweins, meist traditionsreiche Familienbetriebe, bauen die Trauben nicht selbst an, sondern kaufen sie auf der Insel – und zwar von hunderten Kleinbauern, denen für den Weinanbau meist nur ein typischer Hausgarten mit geringer Fläche zur Verfügung steht. In der Regel auf sehr steilem Terrain angesiedelt, lassen sich diese Flächen nur durch mühsame Handarbeit bewirtschaften. Wer einen Madeira Wein trinkt, hat es also mit einem Produkt zu tun, in dem sehr viel traditionelle Handarbeit steckt!
Madeira Weine in unserem Shop
Nachdem wir nun schon vom Trinken des Madeira Weins gesprochen haben, wollen wir uns jetzt endlich einige Madeira Weine aus unserem Shop ansehen, die wir für die Verkostung zuhause empfehlen wollen.
Blandy's Verdelho 10 Years Old Madeira Medium Dry
Aus dem Zusammenschluss zweier älterer Unternehmen entstanden, gibt es die Madeira Wine Company, die von der Familie Blandy geleitet wird, bereits seit dem Jahr 1913. Noch älter – nämlich 200 Jahre alt – sind die Weinkeller in einem alten Kloster, in dem die Weine des Unternehmens lagern und reifen. Der hier empfohlene Blandy’s Madeira Verdelho 10 Years Old Medium Dry besteht aus handverlesenen Trauben der verhältnismäßig schwierig anzubauenden Sorte Verdelho, die bei Temperaturen zwischen 18–21 °C in Edelstahltanks vergoren wurden. Nach Erreichen der gewünschten Süße stoppte die Zugabe von Branntwein die Gärung, bevor die Reifung in amerikanischen Barrique-Eichenfässern erfolgte. Das halbtrockene Produkt selbst zeichnet sich durch einen goldenen Schimmer im Glas aus, dem ein harziges Bouquet mit Aromen von Trockenfrüchten, Gewürzen und Noten von Orangen entströmt. Bei der Verkostung erlebt der Gaumen zartbittere Aromen von tropischen Früchten. Der in einer mit Naturkorken verschlossenen Flasche gelieferte Madeira Wein ist bis ins Jahr 2030 lagerfähig und sollte bei einer Temperatur von 13 °C genossen werden. Am besten passt er zu Suppen, Austern oder Geflügel, macht aber auch als Aperitif eine gute Figur.
Justino's Madeira 5 Years Old RESERVE FINE DRY
Von Justino's, einem Hersteller von Madeira Wein aus Portugal, stellen wir zunächst den Madeira Fine Dry vor, bei dem es sich um einen 5-jährigen Madeira Wein handelt, der zum größten Teil aus Trauben der Sorte Tinta Negra besteht und Weine vereint, die mindestens fünf Jahre im Eichenfass gelagert wurden. Im Glas von goldener Farbe, verbreitet der Likörwein einen sehr eleganten, komplexen Duft mit nussigen Aromen. Der fruchtige Geschmack erinnert an getrocknete Früchte und Zitrusfrüchte. Bei einer empfohlenen Trinktemperatur von 9–11 °C ergibt der Justino's Fine Dry einen hervorragenden Aperitif, der perfekt zu Oliven oder gerösteten Mandeln passt.
Justino's Madeira Wines FINE MEDIUM DRY
Ebenfalls von Justino's stammt unsere letzte Empfehlung – der Fine Medium Dry, der jüngste Madeira Wein dieses Unternehmens. Auch dieser Tropfen besteht zum größten Teil aus Tinta-Negra-Trauben, vereint aber noch viele weitere Traubensorten. Im Glas verströmt die goldene Flüssigkeit intensive Aromen von getrockneten Früchten, während der Gaumen einen leichten, aber dennoch trockenen Geschmack nach Trauben, Äpfeln und Walnüssen registriert. Als ideale Trinktemperatur werden 10–12 °C angegeben.
Wir wünschen viel Spaß bei der Verkostung dieser köstlichen Likörweins aus der portugiesischen Atlantikinsel Madeira!