Typisch Fachjargon: Klingt kompliziert, ist aber hilfreich
Die Weinsprache soll vor allem helfen, die Vielfalt und die Komplexität der Weine besser zu begreifen, sie voneinander zu unterscheiden und miteinander zu vergleichen sowie mehr über ihre Herstellung zu erfahren – und sich eben über all diese Dinge auszutauschen. Zum Glück ist das Ganze deutlich unkomplizierter, als es zunächst vielleicht erscheinen mag. Der Jargon der Weinkenner lässt sich schon durch das Erlernen ein paar zentraler Termini viel besser begreifen und sogar sprechen.
Die wichtigsten Begriffe der Weinsprache – leichter gesagt als gedacht
Wenn du dir das Vokabular aneignen möchtest, dass du für die Teilnahme an diesem Austausch benötigst, bist du bei uns an der richtigen Adresse. Im Folgenden widmen wir uns einigen wichtigen Weinbegriffen, mit denen du Weinkenner besser verstehst – und vielleicht sogar selbst zu einem wirst.
Abgang
Der Abgang kann auch Finale oder Nachhall genannt werden und beschreibt den Nachgeschmack eines Weins, also den Geschmack, der nach dem Schlucken oder Ausspucken bleibt. Der Abgang eines Weins kann in seiner Dauer und Intensität variieren, wobei unter Fachleuten gilt, dass ein längerer Abgang für einen hochwertigeren Wein spricht.
Avinieren
Avinieren bezeichnet das Ausschwenken eines Weinglases oder einer Dekantierkaraffe mit einer geringen Menge des zu servierenden Weins vor dem Verkosten. Dadurch können Dinge wie Gerüche oder noch am Glasrand hängende Reste von Seife entfernt werden, die den Geschmack des Weins sonst negativ beeinflussen könnten.
Barrique
Ein Barrique ist ein Gebinde aus Eichenholz, in dem Wein reifen kann. Das Fass hat ein Volumen von 225 Liter. Durchschnittlich werden Barriques alle drei Jahre ausgetauscht, denn im Laufe der Zeit geben sie immer weniger Tannin ab.
Blindprobe
Eine Blindprobe ist eine Weinprobe für die echten Profi-Weinkenner. Meistens werden die Weinflaschen dabei verhüllt, oder die Weine werden aus schwarz-gefärbten Gläsern serviert. Keiner der teilnehmenden Weinkenner weiß also, welchen Wein er oder sie gerade im Glas hat – hier kommt es wirklich nur auf die inneren Werte an.
Blockbuster
Gehört dieser Begriff nicht nach Hollywood? Auch, aber nicht nur. In der Weinwelt meint 'Blockbuster' keinen superteuren und beliebten Kinofilm, sondern einen schweren, konzentrierten Wein. Wenn ein Weinkenner von einem Blockbuster spricht, geht es um einen kraftvollen Wein mit bezeichnender Farbtiefe, sattem Alkoholgehalt und einer Menge Tannin. Die trendige Bezeichnung für diese dichten, scheinbar undurchdringlichen Weine wurde vor allem in den 1990er-Jahren geprägt.
Bukett/ Bouquet
Das Bouquet, auch als Nase oder Blume bezeichnet, beschreibt die Geruchseindrücke eines Weins als Ganzes.
Cuvée
Bei der Verwendung des Begriffs Cuvée kann ein Weinkenner so einiges meinen. In Kurzfassung ist eine Cuvée ein aus verschiedenen Rebsorten hergestellter Wein. Eine ausführliche Definition des Begriffs findest du in unserem dedizierten Blogpost über Cuvée.
Dekantieren
Das Umgießen eines Weins, zum Beispiel aus einer Flasche in eine Karaffe, wird vom Weinkenner als Dekantieren bezeichnet. Es wird aus zwei Gründen dekantiert. Alte Rotweine werden dekantiert, damit das Depot (der krümelige Niederschlag im Rotwein) von ihnen getrennt wird und nicht ins Weinglas gerät. Zweitens werden junge, verschlossene, tanninreiche Rotweine durch das Dekantieren belüftet und dadurch zugänglicher gemacht.
Edelfäule
Wenn es um Speisen und Getränke geht, will man mit Fäule meist möglichst nichts zu tun haben. In diesem Fall ist das anders. Die Edelfäule ist eine entweder kurz vor oder kurz nach der Vollreife aufkommende Fäule, durch die die Weintrauben austrocknen. Sie ist für die Herstellung von Süßwein absolut wünschenswert.
Etikettentrinker
Es gibt solche und solche Weinkenner und -genießer. Ein Etikettentrinker hat die Tendenz, vor allem oder ausschließlich berühmte Weine zu trinken.
Extrakt
Extrakt ist ein Konzept für echte Weinkenner – diese analytische Bezeichnung beschreibt die Gesamtheit aller nicht flüchtigen Substanzen im Wein. Der Extrakt-Wert gibt das Gewicht aller Inhaltsstoffe an, die bei der hypothetischen Erhitzung des Weins weiter bestehen würden. In anderen Worten: die Inhaltsstoffe, die nach dem Verdampfen der Wasser- und Alkoholanteile zurückbleiben.
Zum Extrakt gehören vor allem Zucker, Säure und Glyzerin. Weitere Inhaltsstoffe sind Phenole, Pektine, Proteine und Mineralstoffe.
Handlese
Wenn Trauben von Hand geerntet werden, gilt das als Handlese. Sie erlaubt eine besonders präzise Selektion der Trauben am Stock und ermöglicht bei Bedarf auch eine gestaffelte Lese. Bei der Handlese werden die Trauben mit einer Schere oder einem Messer vom Trieb abgetrennt und in einem geeigneten Behälter gesammelt.
Jeroboam
Jeroboam bezeichnet eine besonders große Weinflasche – um genau zu sein, eine Weinflasche mit 5 Liter Inhalt. Weine können in diesen Gefäßen noch besser reifen als in einer Magnumflasche. Große Bordeaux werden beispielsweise häufig in diese großen Flaschen gefüllt.
Geht es dem Weinkenner jedoch um einen Champagner, bezeichnet Jeroboam eine Flasche mit nur drei Liter Inhalt, die auch als Doppelmagnum bezeichnet wird.
Kultwein
Meistens meinen Weinkenner mit diesem Begriff herausragende Qualitätsweine, von denen oft nur eine geringe Stückzahl hergestellt wird, womit entsprechend hohe Preise einhergehen. Allerdings ist nicht genau definiert, welche Kriterien ein Kultwein erfüllen muss – weder Herkunft, Weintyp oder Vinifikation sind festgelegt.
Lieblich
Lieblich bezeichnet umgangssprachlich einen süßen Wein, dessen Restzuckergehalt den eines halbtrockenen Weins übersteigt. Das ist in Österreich und Deutschland sowie den übrigen Ländern der EU ein Restzuckergehalt von mehr als 18 und höchstens 45 Gramm pro Liter Wein.
Maische
Die Maische ist das Gemisch aus Beerenschalen, Fruchtfleisch und Traubenkernen im Most.
Nervig
Wenn Weinkenner einen Wein als nervig bezeichnen, beschreiben sie damit einen jungen, lebhaften und säurebetonten Weißwein.
Spontangärung
Diese Art der Gärung ist eine natürlich eintretende, jedoch kontrollierte Gärung, die ohne Zugabe von Reinzuchthefen auskommt. Bei der Spontangärung setzt die Gärung spontan und ohne Einfluss des Winzers ein – daher der Name.
Tannin
Kennst du das Gefühl, wenn sich deine Zunge beim Weintrinken zusammenzieht und dein Mund trocken wird? Dafür ist das Tannin im Wein verantwortlich – eine geruchlose, phenolische Verbindung mit einem leicht bitteren Geschmack.
Träne
Mit Träne bezeichnen Weinkenner umgangssprachlich die farblosen Schlieren, die sich beim Schwenken eines Weines an der Wand des Kelches oder Glases bilden. Sie bestehen aus Glyzerin und je mehr Tränen ablaufen, desto mehr Glyzerin enthält der Wein. Die Schlieren geben folglich einen ungefähren Aufschluss über den Extrakt oder den Alkoholgehalt eines Weins und können so etwas über seine Schwere aussagen.
Toasten
Toasten bezeichnet das Anrösten eines Fasses von innen durch ein offenes Feuer. Hierdurch wird verhindert, dass das Holzfass zu viel Fasstannin an den Wein überträgt. Je schwächer das Holz getoastet wird, desto holziger schmeckt der im getoasteten Fass gereifte Wein.
Umkippen
Ein umgekippter Wein hat seinen Zenit, also den Höhepunkt seiner Entwicklung, überschritten. An diesem Punkt ist der Wein verdorben – er ist oxidiert und nicht mehr zu genießen. Auch optisch verändert sich der Wein: Die Flüssigkeit eines umgekippten Weins ist trüb und bräunlich.
Vertikale
Wenn Weinkenner eine Vertikale abhalten, verkosten sie verschiedene Jahrgänge eines Weins. Das Ziel des Ganzen ist natürlich, die Entwicklung des Weins über den Lauf der Jahre festzustellen und den besten Jahrgang zu identifizieren.
Weinstein
Weinsteine sind vollkommen unbedenkliche, natürliche und geschmacksneutrale Kristalle, die sich in der Weinflasche absetzen und mit der Zeit sichtbar werden. Die Kristalle bestehen aus Kaliumsalz und bilden sich üblicherweise am Flaschenboden. Der Begriff ist rein deskriptiv. Weinstein ist weder ein Fehler noch ein Qualitätsmerkmal. Das einzige Bedenken ist optischer Art – die Kristalle sollten nicht mit ins Glas geschenkt werden, sondern in der Flasche bleiben.
Wie gesagt – die kompliziert klingenden Begriffe, die Weinkenner gern verwenden, sind gar nicht so schwer zu verstehen. Mit dieser Liste wird es dir schon viel leichter fallen, den Jargon zu verstehen und zu sprechen. Die Fachsprache hilft uns, präzise Aussagen zu treffen und genau zu wissen, was gemeint ist. Deshalb ist die zuerst einmal kompliziert erscheinende Weinsprache schlussendlich eine Erleichterung, wenn wir sie ein bisschen verstehen. Es lohnt sich also, möglichst viele der Begriffe parat zu haben.