Was ist ein Digestif?
"Nach dem Essen sollst du ruhn oder tausend Schritte tun" – so dichtet bekanntermaßen der Volksmund. Aber war da nicht noch was? Richtig! Es fehlt noch der Verdauungsschnaps, auch "Digestif" genannt, der nach einem reichhaltigen leckerem Essen zum Wohlbefinden in Magen und Darm beiträgt und das Mahl – vielleicht noch zusammen mit einem Espresso – gebührend ausklingen lässt. Der Gegenpol zum Digestif ist der "Aperitif", worunter man Spirituosen versteht, die vor einer Mahlzeit eingenommen werden und den Appetit anregen sollen.
Zu den zahlreichen Gründen, aus denen der Mensch zu einem alkoholischen Getränk greift, gehört nicht zuletzt das Bestreben, nach einer ausgiebigen Mahlzeit der wohltuenden Wirkung eines Digestifs zu vertrauen, dem im Allgemeinen eine verdauungsfördernde Wirkung zugeschrieben wird – was allerdings wissenschaftlich nicht belegt ist.
Der Digestif, bei dem es sich oft um einen "Magenbitter" handelt, ist ursprünglich ein alkoholisches Getränk aus Schnaps und Kräutern, das zunächst in Klöstern hergestellt wurde und – da wir es quasi mit einer "Arznei" zu tun haben – zunächst nur in Apotheken verkauft werden durfte. Man machte sich hier die Fähigkeit des Alkohols zunutze, den verschiedensten verdauungsfördernden Kräutern und Kräutermischungen die Essenz zu entziehen und derart ausgezogen zu konservieren. Für den Digestif werden Kräuter wie Anis, Fenchel und Blutwurz verwendet, deren die Verdauung fördernde und erleichternde Wirkung seit Langem bekannt ist.
Im 18 Jahrhundert verbreitete sich der Genuss des Digestifs nach dem Essen dann in einem Maße, dass man ihn nicht mehr nur ein Mittel zur Förderung der Verdauung sah, dem man sich im stillen Kämmerlein zuwandte, sondern auch begann, ihn in Gesellschaft zu trinken. Heutzutage rechnet man ein breites Spektrum von Bränden, Likören und Schnäpsen aus den verschiedensten Zutaten den Digestifs zu. Ebenso gibt es zahlreiche kleinere Brennereien, die ihre Digestifs aus Obst, Kräutern, Zirben, Enzian, Rüben, Wurzeln und Ähnlichem herstellen. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 15 und 40 %, wobei der verdauungsfördernde Effekt auf den Bitterstoffen beruht, die durch den Alkohol ausgezogen wurden und den Magen-Darm-Trakt zur Ausschüttung körpereigener Verdauungsstoffe anregen, zu denen etwa die Magensäure und Gallensekrete zählen. Insbesondere bei schweren Gerichten wie Braten oder fetten Speisen kommt der Einsatz eines Digestifs einer Vorverdauung gleich und ist somit eine Wohltat für den Körper. Der bittere und herbe, manchmal auch fruchtige Geschmack beendet nicht nur die Mahlzeit, sondern rundet sie auch in sozialer Hinsicht ab, denn man prostet sich noch einmal zu. Auch ein Espresso kann ein Übriges tun, um die Lebensgeister wieder zu wecken.
In vielen Gaststätten und Restaurants spendiert der Inhaber seinen Gästen das Getränk (man denke hier etwa an den notorischen Ouzo beim Griechen oder den Pflaumenschnaps beim Asiaten) und die Zusammenkunft der Tischgemeinschaft wird noch einmal gefeiert. Dieses Abschiedsritual kann sich jedoch gerne auch noch mehrere Stunden hinziehen. Generell gelten viele Wein- und Tresterbrände, Obstbrände, klare Spirituosen, Kräuterbitter und Liköre als Digestif. Im mediterranen Bereich etwa trinkt man nach dem Essen Grappa sowie in der französischen Küche Cognac; anderswo nach Fischgerichten Aquavit oder nach kräftigem Essen den Kräuterschnaps oder Obstler – und fast alle werden gekühlt im Stielglas kunstgerecht serviert. Wir wollen nun noch einige Digestifs aus unserem Shop vorstellen, um dir zu beweisen, dass auch beim Verdauungsschnaps Aromen und Geschmack nicht zu kurz kommen.
Unterschiedliche Arten von Digestifs im delicando-Shop
Da wir an anderem Ort bereits empfehlenswerte Beispiele für Wein- und Tresterbrände (Cognac bzw. Grappa) vorgestellt haben, beschränken wir uns hier auf die restlichen Kategorien aus obiger Liste. Wir legen hier allerdings den Schwerpunkt auf Kräuterbitter, die man im allgemeinen wohl am ehesten mit dem Begriff "Digestif" in Verbindung bringt.
Kräuterbitter – der "eigentliche" Verdauungsschnaps
Ganz sicher fällt vielen unserer Leser beim Begriff "Digestif" zuerst der Underberg ein, der einen "schnell wieder über den Berg bringt". Allgemein bekannt sein dürfte auch, dass der Underberg Natural Herbal Digestif 44 % Vol. seinen Weg in alle Welt in einer mit Strohpapier umwickelten Portionsflasche antritt, sodass man immer genau die richtige Menge bekommt, wenn ein Verdauungsschnaps zum Einsatz kommen soll. Ebenso einmalig ist aber sein Geschmack, für den sich erlesene und aromatische Kräuter aus 43 Ländern ein Stelldichein geben.
Auch der Angostura Aromatic Bitters 44,7 % Vol. ist ein weltberühmtes Produkt, das seit jeher nach dem unveränderten Rezept des deutschen Arztes Dr. Sieger hergestellt wird – und zwar in Trinidad! Man darf durchaus behaupten, dass wir es hier mit dem wohl beliebtesten aromatischen Bitter der Welt zu tun haben. Der nach einer Stadt am Orinoco benannte Verdauungshelfer setzt sich aus zahllosen Zutaten zusammen, zu denen unter anderem Angelikawurzel, Gewürznelken, Chinarinde, Zimt, Kardamom, Galgant, Muskatblüte und Pommeranzenschalen gehören.
Auf keinen Fall darf auch The Bitter Truth Bogart's Bitters 42,1 % Vol. in unserer Liste fehlen, den es bei uns auch in der praktischen Traveler´s Box gibt. Die bittere Wahrheit ist, dass dieser exquisite Tropfen tatsächlich aus Deutschland stammt. Der dunkelbraune Verdauungsschnaps in seiner nostalgischen Flasche entfaltet im Glas einen schokoladigen Duft nach dunklen Gewürzen und schmeckt würzig nach Schokolade, Kaffee sowie europäischen Kräutern.
Erwähnen wollen wir auch noch den Appenzeller Alpenbitter 29 % Vol., der auf der Basis von französischem Weinbrand aus 42 verschiedenen Kräutern und Gewürzen hergestellt wird.
Obstbrand – Calvados
Der französische Pâpidoux Calvados V.S.O.P. 40 % Vol. wird aus leckeren einheimischen Äpfeln hergestellt und gärt etwa einen Monat lang, bevor er es sich zum Reifen mindestens 5 Jahre in Eichenfässern gemütlich macht. Der goldene Tropfen duftet elegant fruchtig, bevor er eine vorangegangene Mahlzeit mit einem feinen und milden Geschmack abrundet, dem sich Noten von Äpfeln beigesellen.
Klare Spirituosen – Aquavit
Aquavit ist eine nordische Errungenschaft und so überrascht es nicht, dass der O.P. Anderson Aquavit Original 40 % Vol. aus Schweden stammt. Die wie flüssiges Gold schimmernde Flüssigkeit enthält die bekannten Verdauungskräuter Anis, Kümmel und Fenchel in Bio-Qualität, was ihren charakteristischen Geschmack bestmöglich bewahrt. Nach einer sechs-monatigen Lagerung in Eichenfässern hat dieser Verdauungsschnaps nicht nur ein rundes Aroma mit Noten von Kümmel und Anis entwickelt, sondern auch gleich einen komplexen Geschmack, der wiederum durch Noten von Kümmel, Fenchel und Lakritz geprägt wird.
Likör – Sambuca
Auch dieser Molinari Sambuca Extra 40 % Vol. ist als Anisschnaps ein echter Digestif. Die aromatisch süße Rezeptur des original italienischen Produkts stammt bereits aus dem Jahr 1945 und basiert auf Sternanis, dessen Aromen folglich dominieren. Nach einem guten Essen, bevorzugt natürlich aus der italienischen Küche, hat man die Wahl, seine Verdauung mit diesem Sambuca entweder pur oder auf Eis anzukurbeln, kann sich aber auch dafür entscheiden, ihn in italienischer Tradition mit einer "Fliege im Glas" zu genießen – und zwar mit 3 Kaffeebohnen im Glas, die man beim Trinken zerkaut.
Damit wären wir wieder einmal am Ende eines weiteres Artikels angelangt. Wir hoffen, wir konnten dein Wissen über den Verdauungsschnaps erweitern und würden uns freuen, dich auch bei unserem nächsten Artikel wieder an Bord zu haben!