Wie entstand der Bloody Mary Cocktail?
Wie bei den meisten Cocktails ist auch die Entstehungsgeschichte der Bloody Mary nicht genau verbürgt, denn an den Bartheken dieser Welt kursieren die verschiedensten Mythen und Versionen, die durch den Konsum einiger Bloody Marys häufig noch fantastischer werden. In diesem Fall wollen wir die gängigste Entstehungsgeschichte der Bloody Mary mit einer Zeitreise in vier Etappen nachzeichnen. Werfen wir uns ins Getümmel rund um den Entstehungsmythos von einem der legendärsten Cocktails.
Florida
Wir befinden uns in Palm Beach, Florida, im Jahr 1927. Es ist 8 Uhr morgens und die am Vorabend gestartete Party ist noch immer in Gang. Mittendrin ist Hollywoodschauspieler, Filmproduzent, Moderator (von u.a. der Oscarverleihung 1937) sowie berüchtigter Partylöwe George Jessel. Es ist jedoch auch die Zeit der Prohibition und die Drinks gehen allmählich zur Neige – außerdem zeigen einige Gäste Ermüdungserscheinungen. Doch die Party soll weitergehen, zumal man sich vorgenommen hat, gegen 9:30 Uhr noch ein Volleyballspiel auszutragen.
Ein Muntermacher muss her, und Jessel greift zur letzten noch nicht angebrochenen Flasche – Vodka. Die russische Spirituose ist in den USA noch kaum bekannt und außerdem aufgrund der Prohibition meist von minderwertiger Qualität; wohl auch deshalb beschreibt der Schauspieler ihn als "ziemlich scharf" mit einem "Geruch von verfaulten Kartoffeln". Um den Geschmack genießbar zu machen, mischt Jessel ihn mit Tomatensaft. Kurz darauf geschieht ein Missgeschick, das den neu kreierten Drink, eine anwesende reiche Kaufhauserbin namens Mary und ihr weißes Kleid umfasst, aber dazu später mehr. Der Grundstein für den Bloody Mary Cocktail ist nun jedoch bereits gelegt.
Paris
Wir bleiben in den 20er-Jahren, verlegen den Schauplatz allerdings nach Paris. Genauer gesagt in die legendäre Harry's New York Bar um Bartender Fernand Petiot. Eines leidenschaftlichen Bartenders würdig, kann dieser sich später in Interviews nicht mehr wirklich erinnern, ob er die Bloody Mary nun erfunden hat oder auf George Jessels erste Kreation aufbaute.
Auf jeden Fall fügt er dem Gemisch aus Vodka und Tomatensaft einige würzige Bestandteile hinzu und verfeinert so seinen Geschmack. Außerdem ist das Paris der 20er-Jahre voller berühmter US-Amerikaner, die dort die Vorzüge einer Gesellschaft ohne Alkoholprohibition auskosten. Diese geben sich in der New York Bar die Klinke bzw. Cocktails in die Hand. Zu den berühmten Gästen gehören F. Scott Fitzgerald, Humphrey Bogart, Rita Hayworth und ein guter Bekannter unseres Blogs – Ernest Hemingway (siehe z.B. Die 10 besten Cocktails mit Rum, Grüne Fee - die sagenumwobene Geschichte des Absinths oder Cuba Libre – Entstehung und Zubereitung des Cocktails).
Diese umtriebigen Berühmtheiten tragen die Bloody Mary in die Bars der Welt, allen voran Hemingway, der später behauptet, mit der Einführung der Bloody Mary 1941 in Hongkong nicht unwesentlich zum Fall der Kronkolonie beigetragen zu haben. Doch auch Petiot selbst sorgt dafür, dass die Bloody Mary immer bekannter wird, wie wir im Folgenden erfahren werden.
New York
Besagter Petiot geht in den 30er-Jahren nämlich nach New York, um dort nach der Prohibition als Head Bartender in der King Cole Bar des namhaften St.-Regis-Hotels zu arbeiten. Dort verfeinert er das Rezept der Bloody Mary unter anderem mit Cayennepfeffer und Worcestershiresauce, womit wir dem heutigen Standardrezept bereits sehr nahe gekommen sind. Da dem prüden Hotelbesitzer der anzügliche Name missfällt, wird die Bloody Mary nun jedoch als Red Snapper ausgeschenkt.
Chicago
In den 50er-Jahren bekommt der Bloody Mary Cocktail seinen Namen schließlich wieder zurück, und mit dem Siegeszug des Vodka in den USA breitet sich auch die Bloody Mary weiter aus. Ihren letzten Feinschliff – den Staudensellerie – bekommt sie schließlich in der Butch McGuires Bar in Chicago. Und somit ward die Bloody Mary, wie wir sie heute kennen, endgültig geboren.
Doch um eine Frage haben wir uns bislang noch gar nicht gekümmert:
Warum heißt der Bloody Mary Cocktail "Bloody Mary"?
Noch mehr Mythen als bei der Entstehung ranken sich um den Namen "Bloody Mary". Wir wissen, es handelt sich um einen berüchtigten Muntermacher, also ein Katergetränk. Doch hat es etwas damit zu tun? Wir stellen die verschiedenen Namensgeber vor.
Version 1: Maria I. alias Bloody Mary
Maria I., auch "Mary Tudor" oder "Maria die Blutige" ("Bloody Mary") genannt, war von 1553 bis 1558 Königin von England und kommt vielen als Namenspatin in den Sinn, da sie die wohl berühmteste Bloody Mary ist. Die Tochter des für seine vielen Heiraten berüchtigten und mindestens ebenso blutigen Henry VIII. verdiente sich ihren Spitznamen, indem sie zunächst ihre 16-jährige protestantische Widersacherin um die Thronfolge köpfen ließ und auch in Folge dessen unter viel Blutvergießen den Katholizismus in England durchzusetzen versuchte. Vermutlich hätten ihr einige Bloody Mary Cocktails gutgetan, um ihren Blutrausch anderweitig zu befriedigen, doch warum der Bloody Mary Cocktail nach dieser ersten weiblichen englischen Regentin benannt sein soll, erschließt sich uns nicht.
Version 2: Mary im Sarg
Eine weitere makabre etymologische Herleitung beruht auf der Legende einer jungen Frau namens Mary, der vom trauernden Vater eine Klingel mit in den Sarg gelegt wurde, nachdem sie gestorben war. Wohl nicht, um gegebenenfalls noch eine Bloody Mary bestellen zu können, sondern um sich im Falle einer irrtümlichen Lebendbestattung bemerkbar machen zu können. Warum diese Geschichte als Namensgeber für den Bloody Mary Cocktail herumgeistert? Wir wissen es nicht und widmen uns der nächsten Version.
Version 3: Die Sage der Bloody Mary
In der amerikanischen Folklore gibt es die Sage einer Frau aus Massachusetts namens Mary Worth, die im 17. Jahrhundert gelebt haben soll. Die auch als "Bloody Mary" bezeichnete Frau fiel den grausamen Hexenprozessen von Salem zum Opfer und wurde dort zum Tode verurteilt. Im 19. Jahrhundert entstand unter amerikanischen Kindern und Jugendlichen die noch heute beliebte Mutprobe, vor einem Spiegel mit einer Kerze in der Hand dreimal den Namen "Bloody Mary" auszurufen, um den Geist der Bloody Mary heraufzubeschwören. Womöglich erschien in manchen Fällen stattdessen der gleichnamige Cocktail, ansonsten können wir keine Verbindung zum Drink aus Vodka und Tomatensaft herstellen.
Version 4: Mary im weißen Kleid
Wir haben diese Version bereits in der Entstehungsgeschichte geteasert und nun folgt die Auflösung. Früh morgens in Florida bekam eine anwesende Kaufhauserbin namens Mary Brown Warburton den gerade von George Jessel kreierten Drink auf ihr weißes Kleid "serviert", worauf sie angeblich ausgerufen habe, man könne sie fortan "Bloody Mary" nennen. Dies soll zudem zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Freund der sich gerade zur Bloody Mary erhobenen Dame und Cocktail-Erfinder George Jessel geführt haben, in der Ersterer sogar versucht haben soll, den Schöpfer der Bloody Mary zu erschießen. Eine weitere, schier unglaubliche (und beinahe blutige) Anekdote zur Entstehung der Bloody Mary und dennoch klingt diese Version für uns bislang am wahrscheinlichsten.
Andere potentielle Namensgeberinnen umfassen:
• Hollywood-Star Mary Pickford
• Eine Kellnerin namens Mary in der Bar "Bucket of Blood" in Chicago
• Die Freundin eines der ersten Verkoster des Drinks in der Pariser New York Bar. Die Dame soll dem Drink angeblich ähnlich gesehen haben (sic!) und wurde aufgrund ihres Engagements in einer "Bucket of Blood" genannten Cabaret-Show "Bloody Mary" gerufen.
So bereitet man den perfekten Bloody Mary Cocktail zu
Nun, da wir so viel zu den Hintergründen zu diesem legendären Cocktail wissen, wollen wir natürlich auch beschreiben, wie man den perfekten Bloody Mary Cocktail mixt, denn dieser Cocktail hat neben den vielen Legenden auch einen erfrischenden, würzigen Geschmack zu bieten. Außerdem macht das Spekulieren über seine Herkunft mit einer Bloody Mary in der Hand und im Blut noch mehr Spaß.
Zutaten
• 5 cl Vodka
• 15 cl Tomatensaft
• 1 cl frisch gepresster Zitronensaft
• 1 BL Worcestershiresauce
• 2 Tropfen Tabasco
• 1 Prise Salz
• 1 Prise frisch gemahlener Pfeffer
• 1 Stange Staudensellerie
• Eiswürfel
Perfektes Glas
Longdrinkglas
Zubereitung
1. Staudensellerie waschen und eine etwa 20 cm lange Stange abschneiden.
2. Die restlichen Zutaten mit acht Eiswürfeln in ein Rührglas geben und gut umrühren.
3. Den Mix durch ein Barsieb in das Longdrinkglas gießen, die Selleriestange hineingeben und servieren.
Ob als Katergetränk, im Flugzeug oder in einer stilvollen Bar – das Bestellen und Mixen einer Bloody Mary sorgt immer für Gesprächsstoff. Lasst uns also die Legende der Bloody Mary weiterspinnen. Viel Spaß dabei!